Sonntag, 6. Oktober 2013

Hello California

Das Flugzeug ist schon relativ früh runtergegangen, sodass wir Las Vegas sehen konnten. Im Landeanflug auf Los Angeles konnten wir auch das Hollywood-Sign wunderbar erkennen. Hatte bloß keine Kamera griffbereit. Es war so eng im Flugzeug, da waren wir froh, wenn wir irgendwie saßen und uns nicht mehr bewegen mussten. Die Landung fand ich persönlich nicht so schön. Da konnte aber der Kapitän nichts für. Ich hatte nur so einen Druck auf dem Kopf - trotz Kaugummikauens. Aber nach ca. 10 Minuten, als wir dann auf dem Boden angekommen waren, war alles wieder gut. Ich fand das Gefühl schon komisch, als wir im Anflug auf unsere neue Heimat waren. Da wurde es mir zum ersten Mal bewusst, dass dies nicht nur ein begrenzter Aufenthalt werden würde sondern für länger, vielleicht für immer? You'll never know...

Eine der Flugbegleiterinnen (oder wie ich sie gerne nenne: Luftuschis) hat sich dann doch noch als nett erwiesen und für uns bzw. für Pat den Ausstieg erleichtert. Wir wurden am Flugzeug von einer Dame mit einem Rollstuhl empfangen. Diese brachte uns direkt zum Einreiseschalter. Dort emfping uns ein sehr gut gelaunter IO. Die Einreise ging ganz easy von statten. Wir erklärten ihm, dass wir nun als Permanent Residents in die USA kommen und das Pat nach 15 Jahren Teilnahme endlich in der GC-Lottery gewonnen hat. Er fand das ganz toll. Pat wollte zum Fingerabdruckabgeben aus dem Rollstuhl aufstehen, aber der IO meinte, er soll ruhig sitzen bleiben. Dann wollte Pat ihm noch etwas im Visum zeigen. Da meinte der IO wieder, er soll ruhig sitzen bleiben, das ginge auch so, zu mir sagte er dann "Oh, he's really excited" und lachte. Das war echt eine sehr nette Erfahrung zumal wir schon unfreundlichere IOs bei unseren letzten Einreisen hatten. Er nahm dann die beiden Reisepässe samt der beiden großen Umschläge vom GK Frankfurt und bat uns ihm zur Secondary Inspection zu folgen. Dort saßen ca. 10-15 Leute (fast nur Mexikaner). Insgesamt haben wir ca. 90 Minuten dort verbracht. Davon haben wir selbst ca. 5-10 Minuten tatsächlich was gemacht, nämlich Fingerabdrücke mit Tinte abgegeben, unsere Unterschriften für die Greencard abgegeben und mit der Dame von der Orga gesprochen, die sich während wir dort warteten um unser Gepäck kümmerte. Wir hatten ja insgesamt sechs Gepäckstücke aufgegeben. Davon haben es leider nur drei mit uns zusammen nach LAX geschafft. Sie notierte sich die Nummern der Gepäckstücke und wie sie aussehen. Sie versprach uns, dass wir diese aber bis zum nächsten Abend zu unserer Adresse gebracht bekämen. Zuerst wollte ich mich darüber aufregen, dann meinte Pat, es hätte ja auch den Vorteil, dass wir jetzt nur mir komfortablen drei Gepäckstücken zur Autovermietung müssen. Stimmt, es ist immer besser, das Positive in allem zu sehen...
Wir mussten dann noch beim Zoll vorbei und der IO dort fragte uns, ob und was wir an Lebensmitteln dabei hätten. Wir hatten auf dem Formular schön brav unsere drei Pfund Jacobs Kaffee, die drei Gläser Nutella sowie die drei Flaschen Augustinerbier angegeben. Dagegen hatte er nix einzuwenden. Das verlief eigentlich auch alles glatt. Ein netter Herr brachte uns mit dem Shuttle zur Hertz-Autovermietung. Dort versuchte uns die nette Angestellte gleich mal wieder ein Upgrade anzudrehen. Aber wir lehnten ab. Dann wollte sie uns auch noch einen Extratag berechnen, da wir früher als geplant unser Auto anmieteten. Sie änderte nicht etwa die Endzeit entsprechend. Dass haben wir aber auch gleich reklamiert. Also no extra charging. Hättste wohl gerne...
Das erste uns zugeteilte Auto war voller Zigarettenrauch und Hundehaare. Also haben wir den Ford Focus gegen einen Dodge Avenger eingetauscht. Was aber kein Problem darstellte. Dann ab in Richtung Carson, wo wir unsere vorläufige Unterkunft haben. Die Fahrt ging schnell und ich fühlte mich gleich wieder wohl beim Freewayfahren. Es ist doch irgendwie entspannter als auf der German Autobahn. Obwohl wir auf dem 405, der ja immer etwas voller ist, unterwegs waren. Wir fanden unser Domizil recht schnell - dank alter TomTom-Karte, die hier aber noch nicht so veraltet zu sein scheint. In USA werden wohl nicht so oft neue Straßen gebaut wie in Deutschland.
Dean, unser Vermieter empfing uns gleich freundlich und zeigte uns alles. Die Unterkunft ist zwar klein, aber wir haben ein Bett, eine eigene Küche, ein eigenes Bad und Waschmaschine inklusive Trockner. Was braucht man mehr? Platz. Wir haben jetzt nach einer Woche schon gemerkt, dass wir mit unseren mittlerweile 6 Koffern doch ein wenig mehr Platz benötigen könnten. Aber das kommt dann schon noch... Am ersten Abend war uns das egal. Da wir nun schon ca. 24 Stunden auf den Beinen waren, wollten wir uns kurz hinlegen. Nach zwei Stunden, als wir wieder aufstehen wollten, waren wir aber so platt, dass wir uns wieder umdrehten und dann bis Sonntag Morgen um 6 Uhr geschlafen haben. So sind wir aber ganz gut in den Rhythmus gekommen. Nach dem Duschen sind wir dann gleich mal los zu unserem Lieblings-Diner in Los Angeles. Zum Cafe 50's und haben dort lecker gefrühstückt. So richtig amerikanisch mit Ei und Bratkartoffeln. Uns war aber sofort klar, dass wir das nicht jeden Tag haben können und wollen. Einerseits ist es einfach too much und andererseits auf Dauer ja auch zu teuer. Schließlich leben wir jetzt hier und sind nicht nur im Urlaub. Danach ging's nach Marina del Rey. Dort haben wir bei der Eisdiele einer Familie, deren Auswanderung im TV zu sehen war, gestoppt und uns kurz ein bisschen unterhalten. Dann haben wir uns noch über Handy-Tarife informiert. Ja, hier kann man am Sonntag ganz easy shoppen gehen... Da muss man sich auch erst mal dran gewöhnen... Dann waren wir noch im Supermarkt einkaufen. Dabei haben wir festgestellt, wie teuer die Lebensmittel hier sind. Man muss schon schauen, was man kauft und wo man es kauft. Abends gab es dann ein paar Nudeln mit Tomatensoße von Barilla. Mmmmh lecker.
Die Koffer wurden dann tatsächlich am Sonntag Abend gebracht. Wie wir allerdings feststellen mussten, waren zwei der drei verspäteten Koffer kaputt. Das haben wir auch bei der Fluggesellschaft reklamiert. Unser Vermieter meinte gleich, wir sollen uns ja richtig beschweren, schließlich sind wir hier in den USA und da bekämen wir dann schon was raus...
Am Montag sind wir dann wieder früh aufgestanden und haben uns auf den Weg zum Social Security Office gemacht, weil wir die Social Security Numbers (SSN) beantragen wollten. Das Office hat um 9:00 Uhr aufgemacht. wir waren um 10 nach 9 dort und da stand eine Schlange von mindestens 60-70 Leuten. Da entschieden wir uns, dass wir das Ganze auf den nächsten Tag verschieben und dann schon vor der Öffnung dort sein wollten. Wie sich später herausstellen sollte, war dies eine fatale Entscheidung.
Den Rest des Tages verbrachten wir bei Freunden in Camarillo. Dort sind wir dann auch zum Informieren zur DMV gegangen. Das ist die Stelle, bei der man den Führerschein macht bzw. Autos zulässt. Die haben uns dann ein paar Infos mitgegeben. Nach einem leckeren deutschen (!) Abendessen - es gab Hühnerfrikassee mit Reis und grünem Spargel - sind wir dann wieder "nach Hause" gefahren.
Nun kommt's: Als wir am Dienstag bereits um 8:20 Uhr am Social Security Office anstanden - ca. 10-15 Leute vor uns - erfuhren wir, als wir an der Reihe waren, dass aufgrund des Government Shutdown derzeit keine Social Security Cards ausgestellt werden können. Die etwas überforderte Dame am Eingang wollte uns nicht mal erklären, worum es da genau ging. Sie schickte uns einfach weg. Wir könnten uns ja in den News oder im Internet informieren. Na super! Dann sind wir erstmal heimgefahren und haben mit unseren Freunden telefoniert um zu erfahren, worum es da ging. Na super. Nun können wir gar nichts beantragen ohne die Social Security Number. Du kriegst keinen Führerschein, du kriegst keinen richtigen Telefonvertrag, du kriegst keinen richtigen Bankaccount. Trotzdem sind wir am selben Tag noch rumgefahren um uns einen Laptop zu kaufen. Wir haben uns auch noch gleich ein Multifunktionsgerät (MuFuG) gekauft (Drucker, Scanner, Fax in einem). Danach waren wir noch bei der Bank of America und haben bei Erica unseren Bankaccount eröffnet. Das war lustig. Erica ist Hello-Kitty-Fan und wir haben unseren Vertrag mit einem pinken Kugelschreiber unterschrieben... Unvorstellbar, dass in Deutschland eine Bankangestellte den kompletten Schreibtisch mit Utensilien von Hello Kitty ausgestattet hätte. LOL. Sie meinte nach 10 Minuten, dass sie Hello-Kitty-Fan sei. Ich wollte gerade erwidern "Really?" - konnte mich aber noch zurückhalten.
Am Mittwoch sind wir dann nochmal zu Staples gefahren, weil es zunächst hieß, unser Laptop wäre dann abholbereit. Er war leider noch nicht da. Dann wollten wir - trotz fehlender SSN - zwei Smartphones mit Vertrag kaufen. Wir waren so kurz davor. Ich habe das Telefon schon fast in Händen gehalten, dann ging es ohne SSN doch nicht. Grrr.
Also wieder nach Hause und am Donnerstag sind wir dann nochmal zum SSO gefahren. Diesmal war eine andere Angestellte hilfsbereiter und gab uns dann auch noch eine schriftliche Info mit, dass sie die SSN nicht ausstellen können. Damit ging es dann nochmal zum hiesigen DMV. Aber den Führerschein kann man wirklich erst machen, wenn man die SSN hat. Schade. Aber die Dame hier war sehr hilfsbereit und entschuldigte sich dafür, dass wir jetzt so quasi handlungsunfähig sind.
Wir haben nun quasi Zwangsurlaub.
Ich habe zu Pat gesagt, wenn die am Freitag noch immer nix machen, dass wir dann nach Disneyland fahren. Aber er sagte, dass wir das erst machen würden, wenn wir unsere kalifornischen ID-Cards haben, dann gibt's nämlich Discount in Disneyland. Okay, dann nicht. Am Donnerstagnachmittag, nachdem wir unseren Laptop abgeholt haben, haben wir uns diesen erstmal ein wenig eingerichtet und via Skype mit unseren Familien und Freunden in Deutschland telefoniert. Klappt prima. Nun sind wir nicht mehr ganz abgeschieden vom Rest der Welt.
Am Freitag sind wir ein bisschen im nördlichen Teil von Los Angeles rumgecruist. Wir müssen ja mal auschecken, wo wir dann mal hinziehen werden. Abends waren wir lecker Steak essen bei Black Angus. Pat hatte ein Filet Mignon, das zart wir Butter war. Das nenn ich gutes Essen. Von wegen, hier in USA gibt es nur Fast Food. Am Samstag sind wir dann auf Wunsch einer einzelnen Dame zum Skechers Outlet gefahren. Ich liebe Skechers-Schuhe.
Tja, wir sind dann mit jeweils zwei Paar Schuhen für insgesamt $ 130.00 (ca. 100,00 Euro) raus aus dem Laden. Danach waren wir auf Anraten einer Freundin in einem Mexikaner-Supermarkt einkaufen. Hammer! Du kriegst hier z. B. eine Cantaloup-Melone für $ 0,31!!! Die hatten dort super viel frisches Obst und Gemüse zu echt günstigen Preisen. Bei den anderen Sachen musst du zwar auch vergleichen. Aber der Tipp hat sich echt gelohnt. Hier kann man echt günstiger einkaufen als bei VONs, Ralphs oder Albertsons. Gestern Abend gab es Pellkartoffeln mit Butter und Salz und in Ermangelung von Quark gab es noch Sourcream dazu. War sehr lecker.
Heute fahren wir mal ein bisschen rum und schauen uns die Gegend an, in die wir womöglich ziehen wollen. Eines ist sicher. Hier in Carson wollen wir nicht bleiben. Da stechen wir mit unserer Hautfarbe etwas raus...

Song des Tages: Sheryl Crow - Everyday is a winding road

7 Kommentare:

  1. Hihi den letzen Satz kann ich gut nachvollziehen. Nach Carson faehrt man nur zum Fussball gucken! :)
    Welche Teile von LA haben euch denn bisher am Besten gefallen?
    LG aus Pasadena!
    H&M

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    1. Also wo es uns gefällt und was wir uns leisten können sind leider zwei verschiedene Paar Schuhe... :-)
      Aber uns zieht es wohl eher in den Norden. Wir haben uns u. a. Glendale und Pasadena angeschaut, hat uns beides sehr gut gefallen. Heute sind wir ein bisschen in Encino, Sherman Oaks, Van Nuys und Reseda rumgefahren. Encino und Sherman Oaks haben uns auch sehr gut gefallen. Mal schauen... Santa Monica, Bel Air, Beverly Hills wäre natürlich auch nicht zu verabscheuen - wenn es bloß nicht so teuer wäre...
      LG Alex

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    2. Wir fuehlen uns in Pasadena sehr wohl.
      Ein schoenes Fleckchen Erde zum sesshaft werden. Es gibt hier so viel zu tun und jenahdem wo man wohnt kann man sehr viel zu Fuss machen!
      Viel Glueck bei der weiteren Suche.

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    3. Hallo Heike,
      kennst du zufällig einen Makler, der Häuser zur Miete in Pasadena/Glendale anbietet? Wir suchen über Westside Rentals und Craigslist, aber bisher noch nichts wirklich Gutes dabei gewesen.
      LG Alex

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  2. Das Ihr nun unter dem Shutdown so leiden muesst, ist ja echt aetzend! Aber ich bin sicher, Ihr werdet die Zeit in Eurer neuen Heimat auch so rumbekommen!
    Discount im Disneyland mit California ID? Das waere mir neu! Oder meint Dein Goettergatte vielleicht die Jahrespaesse, die man nur bekommt, wenn man in bestimmten Zip-Code bereichen wohnt?
    Weiterhin viel Spass beim Einleben und VG aus OC
    Tanja

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    1. Genau den Annual Pass meint er. Du musst doch bestimmt mit der DL oder der ID nachweisen, dass du auch wirklich in Southern California wohnst, oder?

      Alex

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    2. Ja, fuer den Annual Pass musst Du eine ID vorlegen.... ;(

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