Freitag, 31. Januar 2014

Von Päckchen, Monstern und kranken Mäusen

Mittlerweile habe ich herausgefunden, was vor zwei Wochen nachts los war. Eine Verfolgungsjagd, die in Orange County begann und auf dem Freeway 101 im San Fernando Valley endete. Die Polizei versuchte wohl mehrmals einen Typen mit erhöhter Geschwindigkeit zu stoppen. Hier oben haben sie ihn dann, nachdem sie ihm die Reifen aufgeschossen haben, gestellt. Hierzu gibt es ein irres You-Tube-Video. Der ist auf den Felgen noch weitergefahren...

Was wir leider festgestellt haben: Der Service bei der Paketzustellung lässt hier genauso zu wünschen übrig wie in Deutschland. Komischerweise immer dann, wenn wir was bei Amazon bestellen, erhalten wir teilweise Sachen mit der Post (in D mit DHL) oder mit Fed-Ex (in D u. a. mit Hermes). Als wir noch in München gewohnt haben, kam es öfter mal vor, dass der Paketzusteller uns einfach ein Kärtchen reingeschmissen hatte, weil er zu faul war, in den zweiten Stock zu latschen, obwohl wir zuhause waren. Einmal mussten wir sogar von Amazon erfahren, dass etwas in der gegenüberliegenden Apotheke abgegeben wurde. Hätten wir nicht zufällig den Namen der Inhaber gekannt, hätten wir noch nicht einmal gewusst, dass es dort abgegeben wurde. Naja, jedenfalls ist uns genau dasselbe auch hier passiert. Sonntag sollte unsere Lieferung mit der US-Post zugestellt werden. Abends bekam ich eine E-Mail von Amazon, dass es bei der Zustellung leider ein Problem gegeben hätte. Also bin ich an unseren Briefkasten gegangen und es lag tatsächlich ein Kärtchen drin mit der Info, dass wir nicht erreichbar gewesen wären und das Paket am nächsten Tag in der Postfiliale abgeholt werden könnte. Blöderweise war am nächsten Tag Martin-Luther-King-Tag, ein gesetzlicher Feiertag und die Post hatte natürlich geschlossen. Also habe ich das Paket erst am Dienstag abholen können. Als wir uns in der Postfiliale darüber beschweren wollten, wurden wir von dem unfreundlichen und sehr arbeitswilligen Mitarbeiter an die Telefon-Hotline verwiesen. Pat rief dann dort an, weil ich einfach keinen Bock darauf hatte, stundenlang in einer Warteschleife zu hängen und dann noch nicht einmal was davon zu haben. Ein indischer Callcenter-Mitarbeiter nahm dann die Angelegenheit bis ins kleinste Detail auf - und es kam weder eine Entschuldigung noch sonst eine Art von Entschädigung. In Deutschland haben wir in so einem Fall wenigstens ein Schreiben von der Post bekommen. Ob das mehr gebracht hat, lassen wir mal so dahingestellt sein. Ich habe mich dann bei Amazon beschwert und dort bekam ich neben der einmonatigen Verlängerung der Prime-Test-Phase noch einen 10-Dollar-Gutschein. Wenigstens etwas...

Letzte Woche Montag haben wir uns dann noch mit einem alten Bekannten von Pat getroffen, der ein Projekt mit ihm machen wollte. Es handelte sich um eine Art Dokumentation über unsere Auswanderung. Aber da wir uns momentan in erster Linie um unsere Bewerbungen kümmern müssen, kam es leider nicht dazu. Aber vielleicht ergibt sich ja später noch einmal die Gelegenheit.

Am Dienstag wurde dann auch der zweite Teil unserer Bestellung bei Amazon geliefert. Diesmal war der Zusteller Fed-Ex und sie haben es auch ganz brav bei uns an der Haustür abgeliefert. Wir hatten uns ein aufblasbares Intex-Gästebett gekauft. Geht doch... Pat hatte noch einen Online-Einstellungstest für einen Job zu bewältigen. Währenddessen beschäftigte ich mich mit dem Papierkram für die Anmeldung bei der Krankenversicherung. So schlimm war es dann gar nicht. Wir mussten einen Arzt als ersten Ansprechpartner angeben. Das ist hier so ähnlich wie in Deutschland beim sogenannten Hausarztmodell, dass man zuerst zu einem Arzt gehen muss und der einen dann an den entsprechenden Facharzt überweist, wenn es nötig sein sollte. Unser Englisch ist zwar sehr gut, aber wenn es um medizinische Fachbegriffe geht, stoßen wir ja teilweise im Deutschen schon an unsere Grenzen. Daher wollten wir gerne einen deutschsprachigen ersten Anlaufpunkt haben. Das erwies sich dann als nicht so einfach. In dem uns zur Verfügung gestellten Ärzte- und Klinikenverzeichnis wimmelte es zwar von Ärzten, die neben Englisch auch Arabisch, Koreanisch oder Farsi sprachen, doch deutsch? Am Ende haben wir dann einen Facharzt ausgewählt, der auch deutsch spricht. Wenn sie sich jetzt beschweren, dass wir einen Facharzt gewählt haben, werden wir unsere Beweggründe vorbringen. Zumal er auch ein Fachmann für meine chronische Erkrankung mit der Schilddrüse wäre...
Abends haben wir dann noch mit den Neuauswanderern Annika und Simon geskypt, die uns von ihrem ersten Tag in der neuen Heimat berichtet haben. Wer sich für das Abenteuer der drei in Florida interessiert, sollte hier klicken: Adventure in America

Wie zuverlässig hier Handwerker sein können, durften wir letzte Woche Mittwoch am eigenen Leib feststellen. Robert sollte unsere undichte Stelle an der Gaszufuhr des Kamins reparieren. Laut unserer Terminierung sollte er zwischen 9 und 11 Uhr kommen. Als er um halb 12 immer noch nicht auf der Bildfläche erschienen war, rief Pat ihn an. Er habe den ganzen Morgen versucht uns zu erreichen, weil er sagen wollte, dass er kommt, hätte uns aber nicht erreicht. Leider hatte er sich eine falsche Telefonnummer notiert. Okay, den Termin haben wir dann auf Freitag verlegt. Da wir mit dem Zeitfenster von zwei Stunden bei ihm bisher immer schlechte Erfahrungen gemacht haben (er kam dann immer erst danach), hat Pat ihm gleich gesagt, er solle zwischen 9 und 10 kommen und nicht, wie von Robert gewünscht, zwischen 8 und 10. Er kam tatsächlich um 10 nach 9! Der Kamin soll wohl repariert sein. Wir können es nicht überprüfen, da das Gas ja komplett ausgestellt ist. Darauf machten wir unsere Vermieter-Tochter auch aufmerksam, denn wenn Robert das Ding nicht richtig repariert hat, könnte sie bzw. ihr Vater ja Nacharbeiten verlangen, doch sie bzw. ihr Vater schien daran nicht interessiert. Da wir die Rechnung nicht bezahlen, kann es uns ja auch egal sein. Die nächste Baustelle ist auch schon da. Am Mittwoch wollte unsere Spülmaschine nicht mehr... Sie hat einfach nicht mehr abgepumpt. Das sollte an und für sich kein Problem sein. Ich bin ja ein wenig "handy" und habe erst einmal sämtliche Siebe, die man rausnehmen kann, gereinigt. Danach die stehengebliebene Brühe "ausgelöffelt", d. h. mit einem Becher rausgeschöpft. Dann habe ich alles wieder eingesetzt und die Spülmaschine dann nochmal ganz normal gestartet. Aber wieder blieb unten das Wasser drin stehen. Da wir von unseren Vermietern keinerlei Bedienungsanleitungen bekommen hatten, haben Pat und ich im Internet recherchiert und anhand der Modellnummer eine ähnliche Maschine und deren Anleitung gefunden. Der einzige Tipp, der bei diesem Problem gegeben wird, ist zu überprüfen, ob der Schlauch für das Abwasser nicht nach oben geht. Doch, die haben den so intelligent angebracht, dass er nach oben geht... Das können wir nun auch nicht ändern. Also wieder einmal an unsere Vermieter-Tochter getextet, weil wir sie nie telefonisch erreichen können. Sie rief dann abends zurück und entschuldigte sich damit, dass sie schwanger wäre. Ah ja. Jedenfalls konnte sie uns nicht helfen und meinte, wenn wir die Maschine nicht mehr zum Laufen bringen, sollte ich doch mal die Nachbarin fragen, die hätte die gleiche Maschine. Is klar. Nun spüle ich schon seit über einer Woche mit der Hand. Ich will ja nicht rummemmen, aber wenn man die letzten 10 Jahre eigentlich immer eine Spülmaschine hatte, dann ist das echt fies...

Wie ihr vielleicht festgestellt habt, hatte ich eine kleine optische Veränderung in meinem Blog vorgenommen. Ich wollte Werbung einbinden. Ich verstoße zwar wohl grundsätzlich nicht gegen die Regeln, die erfüllt sein müssen, doch habe ich meine Seite wohl nicht für alle Formate optimal gestaltet. Daher habe ich das Thema erst einmal auf Eis gelegt. Vielleicht hat jemand den einen oder anderen Tipp für mich...

Pat erhielt am Mittwoch einen Anruf von einer Firma, bei der er sich beworben hat. Bei dem Kurzinterview das er dann am Telefon führte, wurde er lustigerweise darauf aufmerksam gemacht, dass er ja viel in Deutschland gearbeitet habe. Pat antwortete darauf, dass das vielleicht daran liegt, dass er aus Deutschland komme. Achso... Am Freitag hat er dann aber doch eine Absage bekommen. Ist nicht so schlimm, zumal die Art der Formulierung hier echt viel aufbauender für den Bewerber ist, als wir es sonst aus Deutschland kannten. Sie entschuldigten sich dafür, dass sie ihm momentan keinen Job, der zu seinen Qualifikationen passt, anbieten können.
Nachmittags sind wir dann noch in Hollywood gewesen, weil wir uns einen Gebrauchtwagen anschauen wollten. Der derzeitige Eigentümer geht zurück nach Deutschland. Wir haben eine kleine Probefahrt gemacht. An und für sich läuft er gut. Wir sind uns aber irgendwie nicht sicher, lassen nochmal jemanden, der sich technisch besser auskennt, drüberschauen. Das Auto ist halt auch schon 12 Jahre alt und hat 150.000 Meilen drauf. Entscheidung erst einmal vertagt.

Nach einem dritten Testlauf habe ich die Spülmaschine jetzt komplett abgeschrieben. Leider lässt sich unser Vermieter Zeit mit der Entscheidung, ob und wann er jemanden zum Reparieren vorbeischickt. Wir sollen nun selbst jemanden bestellen. Nö, das werden wir schön bleiben lassen. Nachher kostet das Reparieren mehr als die Maschine wert ist (was ich mir echt gut vorstellen kann) und das soll der Vermieter entscheiden. Wir sollten die Kosten mal wieder von der nächsten Miete abziehen. Nö, das werden wir schön bleiben lassen. Laut Mietvertrag könnte man uns bei Reduzierung der Miete durch Abzug von Reparaturkosten vorwerfen, wir hätten die Miete nicht vollständig bezahlt und uns würde eine Vertragsstrafe drohen.

Das würde uns noch fehlen. Bei unserem Glück, dass wir in den letzten Monaten haben. Laut unserem Anwalt hat unser Nachmieter durch seinen Anwalt eine Klageabweisung bei Gericht beantragt. Die Begründung lag noch nicht vor. Zusätzlich könnten uns noch weitere Kosten drohen, wenn der gegnerische Anwalt eine Sicherheit für den (zwar sehr unwahrscheinlichen) Fall, dass wir den Prozess verlieren, beantragt. Weil wir, da wir im Ausland leben, dann nicht "greifbar" wären und er sicherstellen möchte, dass er auch sein Geld bekommt. Toll, so stelle ich mir einen Rechtsstaat vor! Wir haben einen Vertrag, der von der Gegenseite nicht eingehalten wurde und müssen neben dem Ausbleiben der Zahlung in höherer vierstelliger Höhe an uns auch noch Gebühren und Sicherheitszahlungen an Gericht und gegnerischen Anwalt zahlen, damit der Prozess überhaupt zustande kommt. Jaja, Recht haben und Recht bekommen, sind zwei Paar Schuhe...
Wir überlegen nun, wie wir so schnell wie möglich an Geld kommen, wenigstens einer von uns einen Job bekommt. Denn momentan wollen alle Geld von uns, wir haben nur Ausgaben und keinerlei Einnahmen. Die Bewerbungen sind entweder Reinfälle (siehe auch mein Post über Pat's Interview vorletzte Woche), Absagen oder man muss warten. Unsere Geduld wird in letzter Zeit ganz schön hart auf die Probe gestellt. Wir haben festgestellt, dass sich unsere Auswanderung mit dem Ausbleiben von Einnahmen wirklich zu einem Abenteuer entwickeln könnte, wenn kein Geld reinkommt. Sachdienliche Hinweise zu Jobangeboten bitte an uns.

Apropos Geld reinbekommen. So unkompliziert die Abmeldung bei der früheren GEZ im Sommer auch verlief, so bescheuert stellen die sich vom "Rundfunkbeitrag" jetzt an. Pat erhielt letzte Woche ein Schreiben (wurde an unsere letzte Meldeadresse in Deutschland geschickt und Dank Nachsendeauftrag an Pat's Mom weitergeleitet) in welchem er aufgefordert wird, sich anzumelden, da die Meldebehörde ihnen seine Adresse mitgeteilt habe.

"Auf Basis gesetzlicher Bestimmungen haben wir die Adressdaten der Einwohnermeldeämter mit den bei uns angemeldeten Beitragszahlern abgeglichen. Unter lhrem Namen konnten wir für diese Wohnung kein Beitragskonto finden. Wir bitten Sie, zu prüfen: Zahlen Sie oder eine Mitbewohnerin bzw. ein Mitbewohner bereits den Rundfunkbeitrag für diese Wohnung - oder ist eine Anmeldung beim Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio erforderlich? Senden Sie uns den Antwortbogen bitte..."

Ich weiß nicht, wo die die Adressen gekauft haben. Ich weiß von meinem Job beim Meldeamt, dass die die Daten abgleichen, doch in dem Fall sind sie wohl auf veraltete Daten gestoßen... Ich habe ihnen dann eine etwas unfreundliche Antwort-E-Mail geschickt, in welcher ich auch meinen Unmut über das schlechte Programm bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern zum Ausdruck gebracht habe und dass es ja kein Wunder ist, wenn sie die Steuergelder (denn nichts anderes ist dieser Rundfunkbeitrag) so verschleudern. Bin ja mal gespannt, was da noch kommt. Die sind ja nicht ganz sauber...

Letzten Samstag war unsere Stimmung am bisher tiefsten Punkt angelangt. Wir sind beide total genervt von dem ausbleibenden sichtbaren Fortschritt. Es gibt ja immer noch Leute, die meinen, wir würden glauben, dass die hier nur auf uns gewartet haben - dem ist sicherlich nicht so, und das ist uns auch ganz bewusst. Aber kann es sein, dass neben all dem, was bei uns schief läuft, nicht mal was vorwärts gehen kann - z. B. die Jobsituation??? Ich weiß, dass vor dem Erfolg immer Schweiß steht, doch wenigstens ein kleiner Erfolg könnte sich doch so nach vier Monaten endlich mal einstellen...

Am Sonntag hatten wir von einer "Alt-Auswanderin" Besuch, die uns ein paar Anekdötchen aus ihren letzten 20 Jahren USA erzählt hat. Auch bei ihr gingen einige Berge abwärts aber auch wieder aufwärts. Sie hat uns dann ein paar gute Ratschläge (und ich meine das jetzt auch so) gegeben. Nach diesem Gespräch sind wir wieder etwas besser drauf gewesen.

Montag haben wir unseren pakistanischstämmigen Freund von der Hertz-Autovermietung zuhause besucht. Er hatte uns zu sich eingeladen. Seine Familie war total nett und wir hatten einen schönen Nachmittag zusammen. Shahid hat uns auch noch ein paar Tipps bezüglich Jobsuche und Durchbeißen gegeben. Wir saugen alles auf, wie zwei Schwämme. Mal gespannt, ob beim Ausdrücken der Schwämme irgendwann auch was rauskommt.

Tata, das Päckchen von meiner Mom hat es nach genau sechs (6) Wochen endlich zu uns geschafft. Wir wissen jetzt auch, woran es lag, dass es so lange gedauert hat. Meine Mom hatte eine Zutat, die zwar lieb gemeint war, aber dem Zoll in sämtlichen Ländern ein Dorn im Auge gewesen wäre, in das Päckchen getan - einen frischen Tannenzweig. Das Päckchen wurde geöffnet und genau gefilzt. Sie haben es dann wieder "fachmännisch" verpackt und mit einem Klebeband mit der Aufschrift "Agriculture - opened for inspection" dekorativ zugeklebt. Leider konnten wir von den selbstgemachten Weihnachtsplätzchen nur noch ein paar Stückchen retten, der Rest bestand nur noch aus Krümeln. Aber trotzdem vielen lieben Dank, Mama, für die Geschenke. Abends kam Ramon, unser nächster Gast aus Deutschland an. Er hat auch in der Greencardlotterie gewonnen und wir kennen uns vom Münchner Stammtisch. Er möchte sich hier ein bisschen umschauen, SSN beantragen und seine Auswanderungsplanung vorantreiben.

Den Dienstag haben wir hauptsächlich damit verbracht, unsere Profile auf monster.com einzustellen. In der Hoffnung, dass wir über dieses Portal "entdeckt" werden. Bisher haben wir aber leider nur eine Handvoll dubioser Anfragen von Versicherungsfirmen oder anderen sogenannten "Finanzdienstleistern" erhalten, deren Sitz entweder nicht ersichtlich oder in Chicago war. Sind dort immer noch so viele böse Buben beheimatet? Wir sind doch nicht bei Boardwalk Empire!
Unsere Ohren wurden am Dienstag Abend hart gefordert. Ich wollte gerade essen kochen als unsere Rauchdetektoren allesamt (in jedem Zimmer) anfingen, in schrillem Ton loszuplärren. Wir konnten sie nicht ausschalten. Es war auch keinerlei Feuer oder Rauch in der Wohnung vorhanden. Pat wollte den Sicherheitsdienst anrufen und ist zu diesem Zweck aus der Wohnung rausgegangen, weil wir ja unser eigenes Wort nicht hören konnten. Da liefen schon ganz hektisch Leute im Flur rum, die versuchten, den (Fehl-?) Alarm auszuschalten. Die Feuerwehr kam dann auch noch - zum Glück ohne das große Geheul. Ich hatte noch eine halbe Stunde später das Pfeifen im Ohr...

Am Mittwoch haben wir uns mit einer Schulfreundin von Pat in einem Café in der Melrose Avenue getroffen. Das Parken dort war gar nicht so einfach. Und da soll sich nochmal einer über den Schilderwald in Deutschland beschweren! Ich habe entschieden, dass für uns die beiden grünen Schilder galten. Als wir zwei Stunden später wieder ans Auto kamen war kein Ticket dran, wir hatten auch keine Kreidestriche auf den Reifen. Ich gehe davon aus, dass meine Auslegung der Regelung richtig war...
Jetzt kränkeln Pat und ich ein bisschen rum. Zuerst hatte ich am Mittwoch Morgen Kopfweh. Ich habe dann nochmal eine Runde geschlafen, danach ging es wieder. Waren vielleicht noch die Nachwirkungen vom Pfeifen der Feuermelder.
Pat hat seit der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag Kopf- und Gliederschmerzen, hatte gestern auch etwas erhöhte Temperatur. Bis abends hat er nichts gegessen, nur geschlafen, getrunken und sein Fieber rausgeschwitzt. Gestern Abend  waren wir bei der Pharmacy und haben Ibuprofen gekauft. Dann waren wir bei Freunden zum Essen eingeladen. Dort ging es ihm gut. Als wir wieder heim wollten, fing er an zu zittern. Das war mal eine krasse Form von Schüttelfrost. Ich habe ihn dann gleich ins Bettchen gepackt und er hat geschlafen, geschlafen, geschlafen. Heute geht es ihm schon etwas besser. Momentan ist hier ne Grippewelle im Umlauf. Ich hoffe, das dieser Kelch an mir vorübergeht...



Apropos Kelch: Wir hatten ein paar Flaschen "Helles" aus Deutschland mitgebracht. Eine Flasche davon haben wir dann letzte Woche "gekillt". Nicht, dass das Bier schlecht wird... Wir wollten es uns für "einen besonderen Anlass" aufheben. Da wir allerdings bisher nur besondere Anlässe hatten, wussten wir nie, wann wir das Bier rausholen sollten. So, eine Flasche ist nun plattgemacht. Vielleicht machen wir am Sonntag zum Superbowl eine davon auf. Das wäre vielleicht eine gute Gelegenheit. Mal schauen, welches der vielen Essen-Lieferdienst-Angebote wir annehmen...


Ach ja, heute habe ich meine erste Job-Absage bekommen. Für einen Job im Büro einer Universität. Hier muss man sich fast überall auf der Seite der Firma bewerben. In diesem Fall wollten sie aber, dass man sich online registriert und zusätzlich ein Anschreiben und den Lebenslauf per E-Mail oder Post zuschickt. Also habe ich in der Online-Bewerbung auf meine folgende E-Mail und deren Anhänge verwiesen. Zu 99 Prozent haben die nur die Online-Bewerbung gelesen, gesehen, dass ich die Sachen nicht vollständig ausgefüllt habe und mich deshalb aus der Verlosung geschmissen. Pat meinte, dass sie, nachdem sie meine E-Mail auch noch gelesen haben, sich bestimmt nochmal bei mir melden werden. Allerdings finde ich ein solches Vorgehen schon etwas dämlich. Sorry, aber ich weiß nicht, ob ich da arbeiten will, wenn die sich nichtmal die Mühe machen, ihre eigenen Regeln einzuhalten... Okay, es war in deren Sicht vielleicht faul von mir, dass ich nicht noch einmal alles mit der Guttenberg-Tastatur übertragen habe, aber darüber lässt sich streiten... Pat hat heute noch einen Anruf bekommen, dass er nächste Woche zu einem Interviewtermin kommen soll. Der Anruf kam von einem Telefon mit einer Vorwahl aus Baltimore, Maryland. Auf Nachfrage von Pat meinte die Dame, dass sie das Mobiltelefon ihres Bruders benutze. Klingt schon dubios...

Song of the day: Erste Allgemeine Verunsicherung - Ba-Ba-Banküberfall

Mittwoch, 22. Januar 2014

Andere Länder - andere Trauerfeiern

Letzte Woche Montag haben wir ein Päckchen von meiner Schwiegermutter bekommen - mit Tampons, Gemüsebrühe, viel leckerer Schoki und Weihnachtsplätzchen - schmecken übrigens auch noch nach Weihnachten sehr lecker. Vielen lieben Dank dafür. Gedanken machen wir uns jetzt bloß um das Päckchen von meiner Mom, aber wir haben uns sagen lassen, dass es mitunter 6 (in Worten: sechs) Wochen dauern kann, bis ein Päckchen den weiten Weg von Deutschland über den Atlantik und bis ans andere Ende des Kontinents geschafft hat. Also geben wir die Hoffnung nicht auf. Vielleicht hat meine Mom aber auch so viele Leckereien reingetan, dass die Damen und Herren vom Zoll es sich haben schmecken lassen...
Pat und ich haben uns die vergangene Woche fleißig und breit gefächert beworben. Wir sind gespannt, was dabei rauskommt. Unser Spektrum erstreckt sich von Bibliothek (ich habe ja schon immer gerne gelesen) über Bürojobs bis hin zu Tätigkeiten bei diversen Einzelhandelsketten (Aldi lässt grüßen). Pat hatte auch schon ein "Interview" - dazu habe ich aber einen eigenen Post verfasst...

Dienstag war erst einmal telefonieren angesagt. Zuerst hat Pat mit seiner Oma telefoniert. Sie weiß nicht, dass wir jetzt in den USA sind. Sie fragt jedes Mal, wann wir sie denn wieder mal besuchen kommen. Das ist immer sehr schwierig - vor allem für Pat. Aber wir wollen sie nicht unnötig aufregen, zumal sie sowieso kein richtiges Zeitgefühl mehr hat und wenn sie uns seit einer Woche nicht mehr gesehen hat genauso nachfragt wie nach einigen Monaten. Nach einem kurzen Telefonat mit meiner Mutter (in welchem ich ihr nochmal gesagt habe, dass ihr Päckchen immer noch auf sich warten lässt), habe ich dann noch mit einer ehemaligen (kann man das schon sagen?) Kollegin telefoniert. Eine Frage ihrerseits war, ob ich die Arbeit drüben vermisse. Diese Frage konnte ich, sorry, aber ich bin ja ehrlich, mit einem klaren "nein" beantworten.

Mittags haben wir mal wieder unsere leeren Flaschen und Dosen zur Pfandrückgabe gebracht. Es war dermaßen windig, dass der Pfandautomat uns einige Flaschen und Dosen einfach "reingepustet" hat ohne sie vorher zu zählen. Da der Mitarbeiter am Pfandautomat auch sehr windig war, haben wir uns wegen der 40 Cent nicht beschwert. Beim nächsten Mal, so haben wir uns dann hinterher gedacht, werden wir das aber reklamieren. Es wurde uns ja auch vorher mit berechnet und es geht ja schließlich ums Prinzip. Die Arbeit hat uns ca. 8 Dollar eingebracht, kein schlechter Stundenlohn. Wir sind diesbezüglich doch sehr deutsch eingestellt - und werden es auch bleiben. Warum sollen wir denn auch Pfandflaschen wegschmeißen? Nachdem wir dann noch einkaufen waren und unseren "Verdienst" wieder in Lebensmittel umgesetzt hatten, ging es nach Hause, da ein Techniker von Time Warner Cable kommen sollte. Unsere kabellose Internetverbindung läuft nämlich sehr schlecht und hat ständig Aussetzer. Der Grund hierfür sei, laut dem Techniker, dass in unserem Wohnkomplex zu viele Netzwerke sind und die Kanäle dadurch immer überfüllt wären. Es könnte aber auch an der Netzkarte des Laptops liegen. Wir werden mal bei Staples nachhaken, dort haben wir den Laptop gekauft. Wenn allerdings die fehlenden bzw. überlasteten Kanäle der Grund sind, werden wir uns nochmal an TWC wenden. Denn dann dürfen sie in unserer Adresse kein Wi-Fi anbieten. Immer muss man sich rumärgern...

Den Mittwoch verbrachten wir nach dem tollen Interviewtermin für Pat's Jobbewerbung damit, dass wir nochmals bei der Krankenversicherung anriefen. Irgendwie blicken wir da nicht wirklich durch. Einerseits sollen wir uns einen "Plan" aussuchen, andererseits können wir dies nicht online tun und kommen auch telefonisch nicht durch. Auf den angekündigten Rückruf von der Hotline warten wir noch immer. Zum Glück hatten wir noch die Telefonnummer von Brian, der hier vor Ort bei einer Krankenversicherungsgesellschaft arbeitet. Nun haben wir wenigstens eine ganze Ladung Infomaterial per Post zugeschickt bekommen, durch das wir uns noch durchwühlen dürfen. Eine grundsätzliche Aussage war ja schon einmal beruhigend: wenn wir aufgrund eines Notfalls behandelt werden müssen, sind wir versichert. Am Nachmittag waren wir dann nochmal zum Autowechseln am Flughafen. Wir haben nun einen noch neueren Toyota Corolla bekommen. Diesmal in der hier vorherrschenden Farbe - weiß! Aber was solls, das Auto ist gut und spritsparend. Und wir haben eine neue Bekanntschaft - nämlich die mit Shahid vertieft. Wer weiß, wofür der Kontakt noch gut ist...


Ich habe meine schwarze Stoffhose nicht mehr gefunden. Da wir am letzten Samstag zu Horsts Trauerfeier eingeladen waren und ich dort nicht in Jeans hingehen wollte, sind wir also am Donnerstag zum Einkaufen gefahren. Am Ende unserer Shoppingtour hatte ich eine schöne schwarze Stoffhose, die ich bestimmt nicht nur auf der Trauerfeier von Horst tragen werde. Außerdem waren wir um einige Erfahrungen reicher: 1. "Torrid" ist eine günstige Handelskette für große Größen, bei der ich bestimmt nicht zum letzten Mal Klamotten einkaufen war, 2. Macy's hat zwar eine große Auswahl aber dafür einen schlechten Service - das haben wir nun schon in einigen unterschiedlichen Macy's-Kaufhäusern erlebt, 3. JCPenney hat nicht so viel Auswahl, dafür aber nette Mitarbeiter, 4. wenn man bei JCPenney im Northridge Fashion Center einkauft, muss man von der Abteilung für große Größen bis ans andere Ende des Stockwerks zu den Ankleidekabinen laufen, gutes Workout, damit man bald nicht mehr die großen Größen braucht, 5. Red Robin hat einfach leckeres Essen zu guten Preisen und schmeckt nicht nach Fastfood, obwohl hauptsächlich Burger und Fries, außerdem gibt es leckere Saucen.

Am Freitag Morgen haben wir noch mehr Bewerbungen geschrieben. Da wir ja nicht nur die "Guttenberg-Tastatur" benutzen wollten, dauerte das ein bisschen, klappt jetzt aber im Team sehr gut. Pat weiß immer, wie man die Voraussetzungen, die man erfüllt entsprechend "untermalt" und die Sachen, die zwar auch gefordert oder gerne gesehen werden, die man aber nicht erfüllt, nett übergeht. Hoffentlich klappt mal bald was bei den Bewerbungen!!!
Nachmittags brachten wir noch die ausgeliehene Matratze zu unseren Freunden und "Ex-Vermietern" zurück. Dabei haben wir noch ein paar Erfahrungen und Erlebnisse, die man so als Auswanderer durchlebt, ausgetauscht. War sehr unterhaltsam und teilweise auch lehrreich.

Irgendwie war unsere Einladung für Samstag nichts worauf wir uns freuten. Wer geht auch schon gerne zu Beerdigungen? Aber ich muss sagen, ich war noch nie auf so einer lustigen Beerdigung. Um genau zu sein, war es ja keine Beerdigung, da Horst verbrannt wurde und Karin, seine Witwe und Albert, sein Sohn die Asche auf dem Grundstück verteilen werden damit Horst dort weiterhin "wohnt". Das kann man hier in den USA ja so machen, hier gibt es nicht so strenge Gesetze mit Totenruhe.
Als wir zu der Kirche kamen, waren dort bereits einige uniformierte Herren vom Los Angeles Police Department versammelt. Da Horst 48 Jahre lang als Deputy Sheriff im LA County tätig war, gaben ihm die Kollegen die letzte Ehre. Außerdem standen während des Trauergottesdienstes sein alter 50-er-Jahre-Jeep sowie sein alter 60-er-Jahre-Dodge-Station-Wagon mit Holzverkleidung vor der Tür. Er war ein Autonarr und bastelte gerne an den alten Kisten rum. In der Kirche wurde eine Slideshow mit Bildern aus Horsts Leben an die Wand projiziert. Im Hintergrund liefen alte Hits aus der Big-Band-Ära, unter anderem "In the mood" von Glenn Miller. Da Horst mal als Radiotechniker gearbeitet hat, gehörten zwei alte Radios ebenfalls zur Dekoration in der Kirche neben zahlreichen Flaggen und Blumen. Als Albert die Urne hereinbrachte, bemerkten wir ein sehr schönes Detail. Die Urne war in eine Hamburg-Flagge eingewickelt. Horst wurde nämlich in Hamburg geboren. Albert hielt eine Rede in welcher er Geschichten und Erfahrungen aus dem Leben mit seinem Vater zum Besten gab. Auch wenn wir Horst nur knapp vier Jahre gekannt haben, konnten wir ihn in so manchem gleich wieder erkennen. Ein paar andere Weggefährten sagten ebenfalls noch ein paar Worte zu Horst. Der Pastor hat in seiner Predigt unter anderem den dritten Abschnitt der Prediger "Alles hat seine Zeit..." vorgetragen. Dies ist übrigens auch der Trauspruch von Pat und mir gewesen. Als Horsts Urne am Ende des Gottesdienstes von Karin und Albert nach draußen gebracht wurde, haben die Deputy Sheriffs ihrem verstorbenen Kameraden die letzte Ehre erwiesen, Spalier gestanden und salutiert. Ich bin zuerst etwas erschrocken, da ich eine solche Zeremonie noch nie erlebt habe. Nach der Kirche wurde die Trauerfeier auf Horsts und Karins Ranch fortgesetzt. Auch hier wurde noch das ein oder andere über Horst zum Besten gegeben.
Es gab Horsts Lieblingsspeisen (u. a. Pizza mit Hackfleisch und Zwiebeln, Bratwurst mit Sauerkraut), Horsts Lieblingsgetränk (deutsches Bier) und an seiner Leidenschaft, Avocados anzubauen, durfte jeder Gast teilhaben, indem er eine Avocado von den über 160 Avocadobäumen auf dem Grundstück mit nach Hause nehmen durfte. Alles in allem eine sehr schöne Feier. Schade, dass man das in Deutschland nicht so locker hinbekommt...

Seit der vergangenen Woche ist es hier extrem heiß (teilweise waren es sogar über 30 Grad Celsius). Außerdem wurde der Großraum Los Angeles mehrmals von (spürbaren) Erdbeben heimgesucht und es gab einige Feuerwehreinsätze wegen Großbränden. Dank ein paar rücksichtslosen Wildcampern gab es in Glendora Waldbrände, die dann auf Wohnhäuser übergriffen. In den Städten Fontana und Corona gab es mehrere Erdbeben mit Stärken von über 3 bzw. über 4 auf der Richterskala. In Studio City gab es ein Erdbeben der Stärke 2,5. Ich bilde mir immer wieder ein, die Erde beben zu spüren. Pat sagt, dass hier täglich so viele nicht spürbare Erdbeben stattfinden, dass du das gar nicht mitbekommst. Aber von diesen, die man gespürt haben soll, haben wir nichts mitbekommen, weil wir geschlafen haben.
Bei meiner Recherche, was von Mittwoch auf Donnerstag Nacht los war, als wir um ca. 4 Uhr morgens von Sirenen und Hubschraubern geweckt wurden, bin ich auf einen nicht so schönen Jahrestag gestoßen. Vor genau 20 Jahren war in Northridge ein sehr großes Erdbeben. Diesem wurde die Tage auch gedacht. Aber was die Sirenen und die Hubschrauber in der Nacht zu bedeuten hatten, weiß ich noch immer nicht...

Song of the day: Glenn Miller - In the mood

Sonntag, 19. Januar 2014

Vorsicht bei der Jobsuche!!!

Als Pat am letzten Dienstag sein erstes Feedback zu einer Bewerbung als "Lobby Agent" bekam, waren wir freudig erregt. Anforderungen an den Bewerber waren unter anderem Highschool-Abschluss (nicht unbedingt), leichte Bürotätigkeiten (Telefonieren, Computerarbeit) erledigen. Dafür sollten zwischen ca. 20 und 23 Dollar Stundenlohn rausspringen. Wir dachten, dass sich das ja gut anhört und leicht zu verdienendes Geld wäre. Vielleicht hätten wir daran schon merken können oder sollen, dass da was nicht stimmt...

Jedenfalls schrieb ein Peter Smith (Alarm!), dass Pat sich den Yahoo Messenger installieren soll, damit er ein Online-Interview mit ihm führen könne. Pat hat also den Messenger installiert. In der heutigen Zeit ist so ein Online-Interview nichts Ungewöhnliches - zumal ja auch PC-Kenntnisse für den Job gefordert waren. Wir rechneten damit, dass Pat am Mittwoch das Interview führen würde. Mitten in der Nacht schrieb Peter Smith noch einmal, dass er ab 8 Uhr für den Interviewtermin erreichbar wäre. Da der Messenger erst nicht wollte, ging das Interview mit etwas Verspätung um kurz vor 9 Uhr los. Das "Interview" wurde wider Erwarten nur in schriftlicher Form als Chat durchgeführt. Wir hatten damit gerechnet, dass es sich um eine Videounterhaltung handeln sollte.

Erst kamen ein paar ganz gewöhnliche Fragen bezüglich Kenntnissen (was eigentlich auch schon im Lebenslauf stand) und was Pat unter verschiedenen Begriffen wie Portokasse und Arbeitsmoral verstehe. Als Peter Smith dann fragte, ob es ein Problem wäre, zunächst von zuhause aus zu arbeiten, da das Büro erst Ende des nächsten Monats fertig wird, wunderte Pat sich schon etwas. Unter dem Begriff "lobby agent" hatten wir verstanden, dass jemand in einem Hotel oder am Eingang eines Büros sitzt. Irgendwie seltsam, diese Tätigkeit von zuhause aus zu machen. Pat googelte und fand einen Blogeintrag, in welchem eine junge Frau genau dieselbe Erfahrung (sogar mit wortwörtlicher Übereinstimmung) von einem Job-Interview schilderte. Ich riet Pat, der bereits vermutete, einem Betrugsversuch zum Opfer gefallen zu sein, dies nicht so direkt gegenüber seinem Interviewpartner zu zeigen. Also schrieb Pat, dass er damit kein Problem hätte, von zuhause aus zu arbeiten. Dann kam eine Frage nach MS Office-Kenntnissen und Geschwindigkeit im Tastenschreiben. Das war wieder eine "normale" Frage. Dann kamen Fragen, wieviele Stunden Pat arbeiten möchte und ob er sein Gehalt wöchentlich oder alle zwei Wochen bekommen möchte, der Hinweis, dass er 25 Dollar die Stunde und auch noch Krankenversicherung sowie bezahlten Urlaub bekommen würde. Wie großzügig, dachten wir zumal im Angebot nur von 19,xx bis 23,xx Dollar die Rede war und man hier in den USA nicht so wirklich viele Benefits wie Krankenversicherung und bezahlten Urlaub in dem Maße bekommt. Dann knockte sich Herr Smith mit der Frage nach Pats Bank aus. Um ihm nicht auf die Nase zu binden, dass Pat an Betrug glaubte, schrieb er, dass er solche Infos doch lieber in einem persönlichen Gespräch besprechen würde. Daraufhin kam die Antwort, dass man sich erst Ende des nächsten Monats treffen könne. Dann wollte Pat es einfach auf Ende nächsten Monats verschieben. Dann kam keine Antwort mehr.

Bei unserer anschließenden weiteren Recherche fanden wir neben dem oben beschriebenen Blogeintrag noch ein paar Seiten, wo verschiedene Leute alle dasselbe erzählten. Es sollte dann darauf hinauslaufen, dass Peter Smith einen Scheck schickt, womit der neue Mitarbeiter Computerzubehör kaufen sollte, den überschüssigen Betrag des Schecks sollte derjenige dann an jemanden anderen weitergeben. Im Nachhinein ist dann der Original-Scheck geplatzt und der vermeintlich neu eingestellte Arbeitnehmer hat jemandem von sich selbst Geld geschickt ohne je selbst etwas bekommen zu haben. Soviel zu dem tollen Jobangebot...

Nun sind wir natürlich etwas vorsichtiger. Aber es gibt auch seriöse Jobangebote, die im Internet in genau dergleichen Art und Weise inseriert sind. Ein Online- oder Telefoninterview ist heutzutage wirklich nichts Ungewöhnliches mehr. Man sollte aber wirklich auf der Hut sein, wenn man von seinem Gegenüber, dass man gar nicht sieht, persönliche Angaben macht die über das Maß hinaus gehen. Auf der Bewerbung und auch auf dem Lebenslauf sind weder Geburtsdaten noch Sozialversicherungsnummer noch Bankverbindung angegeben. Adresse, E-Mail-Adresse und Telefonnummer bekommt man auch so irgendwie raus.

Wir möchten daher alle warnen, was sie von sich selbst preisgeben und was lieber erst dann, wenn man irgendwo persönlich vorstellig wird bzw. die Bewerbung in einem fortgeschritteneren Stadium ist...

Montag, 13. Januar 2014

Bewerbung, Krankenversicherung und Roggenbrot

Nach der Aufregung am letzten Sonntag im alten Jahr wegen unseres Gaskamins haben wir das Jahr aber noch relativ ruhig ausklingen lassen. Montag waren wir nochmal bei unserem TV- und Internetanbieter, da wir immer noch nicht den Zugangscode für die Registrierung unseres Gratis-Geschenks (ein Galaxy Tablet) bekommen hatten. Wir sollen uns noch ein paar Tage gedulden, schließlich waren und sind ja auch ein paar Feiertage dazwischen.
Pat rief am Montag auch noch bei der Nummer an, die uns die Mitarbeiterin vom DMV (Führerscheinstelle) eineinhalb Wochen vorher gegeben hatte. Wir sollten ja dort noch einmal nachfragen, ob wir eventuell unsere Greencards hinfaxen müssen, weil die Ausstellung des Führerscheins bzw. des Ausweises nicht abschließend bearbeitet werden konnte, da bei Beantragung der Dokumente noch keine Greencards vorgelegen hatten. Der unfreundliche Sachbearbeiter am Telefon bestätigte unsere Befürchtung und bat um Übersendung der Greencards per Fax. Was wir dann auch gleich bei FedEx um die Ecke erledigten. Pat sollte dann am folgenden Tag nochmal anrufen und nachfragen, ob die Bearbeitung unserer Dokumente Fortschritte gemacht hat. Jawohl, hieß es, er könne einen Fortschritt sehen und die Dokumente kämen innerhalb der nächsten zwei Wochen per Post zu uns nach Hause.

Silvester haben wir dann mit Fred zusammen bei Freunden verbracht. Wir waren dort zum Abendessen, es gab Barbecue - wie fast immer bei Harold und Anne, was aber nicht negativ gemeint ist, denn es schmeckt immer sehr gut. Anschließend gab es noch eine türkisfarbene Schoko-Buttercreme-Torte. Die war nicht so wirklich unser Ding. Auf unserer anschließenden Heimfahrt über den Mulholland Drive wurde mir auch etwas schlecht. Pat und ich haben dann noch ein bisschen alleine zu zweit auf unserer Couch gesessen und um Mitternacht mit einem Glas Cola angestoßen. Anschließend haben wir noch unseren Eltern ein schönes neues Jahr gewünscht. Hier wird an Silvester zum Glück nicht so mit Feuerwerk rumgeballert. Auf diese "Tradition" können wir gerne verzichten... Es gibt hier in Kalifornien wohl an manchen Stränden und Piers Feuerwerke, die dann aber von der Stadt oder der Feuerwehr durchgeführt werden. Viele schauen sich aber auch einfach ein paar Stunden vorher das Feuerwerk in New York an.

Am ersten Januar des neuen Jahres haben wir erstmal ausgeschlafen, weil wir für unsere Verhältnisse doch etwas spät ins Bett gegangen waren. Wir sind halt auch nicht mehr die Jüngsten... Auch am Donnerstag fühlte ich mich noch etwas angeschlagen. Hoffentlich habe ich mir keine Erklältung eingefangen. Aber wahrscheinlich war mein Schlafrhythmus einfach noch nicht wieder eingestellt. Dadurch dass ich spät aufgestanden bin, bin ich natürlich auch später ins Bett gegangen, habe abends immer lange im Internet gesurft, Sachen recherchiert und Fernsehen geschaut.
Wir haben dann am Donnerstag noch unsere ersten Lebensmitteleinkäufe für das neue Jahr im Mexikanermarkt gemacht und das wars auch schon wieder. Seit dem neuen Jahr werden im Los Angeles County Einkaufstüten nicht mehr kostenlos an die Kunden ausgegeben. Für uns ist das nicht so schlimm, da wir in Deutschland - außer z. B. bei C&A und Karstadt - sowieso nie Einkaufstüten benutzt haben sondern immer unsere Klappbox im Auto dabei hatten. Witzigerweise bekamen wir dann aber ab einem Betrag von 20 Dollar die Einkaufstüten gratis. Die Logik muss mir erstmal einer erklären...
Am Freitag sind wir bei unseren Freunden vom DMV vorbeigefahren um uns noch einmal den Bearbeitungsstand unserer Dokumente bestätigen zu lassen. Wir hatten bisher schon zu viele schlechte Erfahrungen mit den Auskünften am Telefon gemacht. Dort erhielten wir wieder eine Bestätigung über den Fortschritt in der Ausstellung. Auf die Nachfrage unsererseits, ob denn nun auch unsere Backgroundchecks bezüglich Bewerbungen funktionieren würden, bekamen wir leider eine unbefriedigende Auskunft. Wir sollten doch erst einmal abwarten, bis wir die Dokumente in den Händen halten. Dies wäre innerhalb von zwei Wochen der Fall. Von wann an wir die zwei Wochen rechnen sollen, konnte uns die zwar nette aber sonst etwas ahnungslose Sachbearbeiterin jedoch nicht sagen ("das können Sie so oder so sehen"). Während wir am Schalter warteten sah ich ein Plakat mit dem Aufruf, sich beim DMV zu bewerben. Das wollte ich mir dann zuhause mal genauer ansehen. Nach einem kurzen Abstecher bei unserem "Aldi" (Trader Joe's) haben wir dann noch Lotto gespielt. Der Jackpot war zwar "nur" bei 61 Millionen, aber wir sind ja nicht so gierig... Haben aber leider nicht gewonnen...

Samstag ging es dann wieder mal nach Camarillo. Wir wollten Karin und Horst ein schönes neues Jahr wünschen. Horst lag leider im Bett, da er sich eine Grippe oder ähnliches eingefangen hatte. Wir munterten Karin etwas auf und bekamen noch ein verspätetes Weihnachtsgeschenk von ihr - eine kuschelig weiche Decke und ein paar verschiedene Gewürze. Ein paar Tage vorher hatten wir bereits ein "Housewarming gift" von Freds Nachbarin May erhalten - unsere erste Palme. Pat und ich haben keine "grünen Daumen", aber irgendwie scheinen wir mit der Palme und auch mit unserem Weihnachtsstern (fand ich früher immer voll spießig) gut umzugehen. Sie sehen jedenfalls sehr schön aus und wachsen und gedeihen:


Für das Einzugsgeschenk von May haben wir uns dann auch noch persönlich bedankt. Nach einem netten Nachmittag und Abend sind wir dann wieder nach Hause gefahren. Zum ersten Mal seitdem wir in unserer neuen Wohnung wohnen, hatten wir in unserem Briefkasten einen Schlüssel liegen. In unserer Anlage ist das so, dass die Briefkästen in einer Wand sind. Es passen normale Briefe aber auch zusammengerollte Prospekte, Zeitungen und Zeitschriften hinein. Wenn man allerdings ein Päckchen bekommt, gibt es dafür in jedem dieser Briefkästenwände zwei größere Fächer wo die Päckchen hineingelegt werden können (wenn sie denn passen). Wenn man also ein Päckchen bekommt, wird der Schlüssel des Fachs in den eigenen Briefkasten gelegt. Da unsere Mütter uns bereits vor Weihnachten jeweils ein Päckchen geschickt hatten, waren wir sehr aufgeregt, als wir den Schlüssel gefunden haben. Aber es handelte sich bloß um unser neues TomTom, welches wir eine Woche vorher bestellt hatten. Mit dem hatten wir noch nicht gerechnet, weil laut Angabe von FedEx die Zustellung erst für Montag vorgesehen war. Wir beschäftigen uns dann noch ein wenig mit unserem neuen GPS und sind dann ins Bett gegangen.

Am Sonntag registrierten wir uns für das lebenslange Karten-Update bei TomTom, stellten unser TomTom nach unseren Wünschen ein und probierten ein paar Funktionen aus. Man kann mit dem Navi sprechen, klappt sogar ganz gut, wenn man ein paar Sachen beachtet. Wir planten schon einmal unseren Roadtrip an die Ostküste. Auf dem Weg dorthin würden wir Kat und Will in Tempe, Arizona besuchen, anschließend bei Claudia in Tucson, ebenfalls Arizona, vorbeifahren, durch New Mexico entlang der mexikanischen Grenze fahren, bei Tine in Houston, Texas vorbeifahren, durch die Südstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama fahren bis wir dann unsere Freunde in Jacksonville, Florida besuchen würden. Nächste Woche Montag geht es nämlich bei Annika, Simon und Helene ab nach Florida. Goodbye Deutschland!
Anschließend legte ich mich nochmal ins Bett. Ich weiß nicht, ob es sich hierbei um eine Art von "Neujahrsdepression" gehandelt hat. Ich war müde, unzufrieden und hatte keine Lust auf gar nichts. Pat hingegen war fleißig und hat seinen Lebenslauf "amerikatauglich" gemacht und sich auf ein paar Jobangebote beworben.


Pat erhielt am Montag einen Rückruf von einem Versicherungsunternehmen, bei welchem er am vergangenen Freitag bezüglich "Covered California" angerufen und auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte. "Covered California" ist eine Form der "Obamacare" hier in Kalifornien. Laut Aussage des netten Herrn qualifizieren wir uns, da wir derzeit noch keine Einkünfte hier in den USA haben und Pat auch noch schwerbehindert ist, für "Medi-Cal", was wiederum die kalifornische Form der Medicaid ist. Das ist die Krankenversicherung, die man hier bekommt, wenn man z. B. unter eine bestimmte Einkommensgrenze fällt, eine Schwerbehinderung hat, etc. Soviel zu dem schlechten Sozialstaat hier. Der Antrag wurde dann gleich telefonisch von einer Dame aufgenommen. Jetzt müssen wir nur noch einen "Plan" auswählen und wir sind krankenversichert...
Meine schlechte Laune hielt noch den gesamten Montag an. Wir sind deshalb am Nachmittag nochmal los, damit wir mal wieder vor die Tür kommen, haben getankt und sind einen Kaffee trinken gegangen. So ein richtig gemütliches Café wie beispielsweise das Café Mozart am Sendlinger Tor in München haben wir hier leider noch nicht gefunden. Vielleicht tut sich ja diesbezüglich noch etwas auf...

Am Dienstag haben wir dann unsere Autoversicherung stillgelegt, da wir ja noch einmal einen Mietwagen über ADAC gebucht hatten. Die Versicherung wäre sonst doppelt gewesen. Die brauchten wir ja nur während der Zeit in der wir direkt über Enterprise USA gebucht hatten. Ich war etwas besser drauf und Pat half mir mit der Formulierung meines Lebenslaufs. Ich habe mich dann auch gleich beim DMV beworben. Jaja, manch einer wird jetzt sagen, dass ich das ja die ganze Zeit gemacht habe und ja eigentlich etwas anderes machen wollte hier in den USA. Aber ich habe mir dabei Folgendes gedacht: ich kenne mich ja grundsätzlich in der Branche aus, was den Einstieg etwas erleichtert; außerdem sind staatliche Jobs immer ganz gut, was "Benefits" (z. B. Krankenversicherung, Urlaubsanspruch, Zuzahlung zu Rentenvorsorge) angeht. Lustigerweise musste ich online unter anderem angeben, wie lange ich bereits Erfahrung(en) in einem kalifornischen Regierungsjob bzw. in einem ähnlichen Job habe. Die Angabe sollte in Monaten erfolgen. Wir rechneten dann aus, wieviele Monate 15 Jahre sind und Pat befürchtete schon, dass das Programm die 180 Monate nicht nehmen würde sondern nur zweistellige Angaben. Es hat aber funktioniert... Ich habe mich dann noch für den Eignungstest am Samstag angemeldet. Nachmittags waren wir noch bei Costco einkaufen. Von dort haben wir uns fürs Abendessen leckeres Sushi mitgebracht.

Am vergangenen Mittwoch Morgen ist etwas sehr Trauriges passiert. Unser Freund Horst ist gestorben. Ihm ging es die letzten Wochen seit Weihnachten schon sehr schlecht. Am vergangenen Sonntag hat er sich dann selbst ins Krankenhaus eingewiesen. Er hatte Fieber und seit Tagen kaum etwas gegessen. Wie sich nun herausstellte, hatte er eine Lungenentzündung. Am Mittwoch wollte sein Herz dann nicht mehr. RIP Horst!

Nachmittags sind wir mal wieder zum LAX gefahren um unser Auto zu tauschen. Der Mitarbeiter am Schalter, der selbst vor ca. 20 Jahren aus Pakistan eingewandert ist, war sehr nett (und sprach fast akzentfreies Englisch). Wir tauschten ein paar Einwanderererfahrungen aus. Wir erzählten ihm auch von unserer Ölwechsel-Geschichte beim letzten Mietwagen. Er schaute, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten als Wiedergutmachung für uns tun könnte und gab uns ein kostenloses Upgrade. Wenn wir nicht zufrieden wären, bot er uns außerdem an, dass wir das Auto jederzeit nochmal bei ihm tauschen könnten. Wir zogen dann mit einem sportlichen Zweitürer ab. Er gab uns noch seine Telefonnummer für den Fall, dass wir doch ein anderes Auto haben wollten. Sehr nett von ihm...
Abends gingen wir zum Essen zu Polly's Pies. Es war wie immer sehr lecker - vor allem der Nachtisch. Ein Kuchen mit Peanutbutter und einer Art Puddingcreme, den sie auf Wunsch wieder ins Programm genommen hatten. Er war super lecker aber leider zu mächtig. Den Rest gab es dann am Donnerstag.

Am Donnerstag hatten wir noch ein paar Sachen zu erledigen. Unter anderem wollten wir für eine unserer beiden Duschen ein Zwischenstück zum Anbringen des Brausekopfs. Also waren wir im Lowe's Baumarkt. Dort sind die Mitarbeiter eher so wie in einigen Geschäften in Deutschland - sie gehen schnell in die andere Richtung, damit man sie nicht anspricht. Als wir dann doch eine Mitarbeiterin gefunden hatten, versicherte sie uns sehr genervt, dass die von uns ausgesuchte Halterung sicherlich passen würde - was, wie sich zuhause herausstellte jedoch nicht der Fall war.

Die Tochter unseres Vermieters vermittelte uns einen Installateur, der sich am Nachmittag unseren Kamin anschauen sollte. Er muss aber nochmal vorbeikommen, weil er erst einmal die Ersatzteile besorgen muss. Robert, so hieß der Installateur, kam irgendwo aus Pakistan oder Indien. Wie die meisten Menschen aus dieser Region, sprach auch er ein sehr schlechtes Englisch, jedenfalls hatten wir Probleme mit dem Akzent. Er war sehr nett und wir unterhielten uns noch ein bisschen. Er fragte, wo wir denn herkämen. Wir könnten ja gut Englisch, aber ich hätte einen sehr starken Akzent. Das sagt der Richtige...
Abends waren wir dann mit Fred und Verena in Hollywood beim Farmer's Market. Dort kann man sich an verschiedenen Ständen Köstlichkeiten aus aller Welt aussuchen. Wir haben uns für Südstaatenküche mit Seafood und Süßkartoffelsalat entschieden. Anschließend ging es zum Griffith Observatorium. Verena wollte dort zum Abschied noch hin, da sie ja am Freitag wieder nach München zurückfliegen musste. Als wir dann nach Hause wollten, kamen uns die Bauarbeiten auf dem Freeway in die Quere. Es war nicht möglich, auf den I-405 zu fahren. Also ging es mal wieder über Umwege und unter anderem über den Mulholland Drive in Richtigung San Fernando Valley. Gut dass Fred mal Taxifahrer in Los Angeles war und sich daher sehr gut auskennt was alternative Routen angeht...

Am Freitag gegen Mittag fuhr Verena zum Flughafen um wieder nach München zu fliegen. Bevor wir uns auf den Weg nach Camarillo machten, um zu schauen, wie es Karin geht und um unser Beileid zu bekunden, sind wir nochmal an unseren Briefkasten gegangen. Endlich, mein Führerschein war da!!! Gerade rechtzeitig für den bevorstehenden Einstellungstest beim DMV am nächsten Morgen. Abends bin ich dann verhältnismäßig früh ins Bett gegangen.

Um 6 Uhr klingelte der Wecker. Ohne Frühstück und Kaffee bin ich dann um 8 Uhr etwas aufgeregt bei unserer nächsten DMV-Filiale angekommen. Dort standen bereits einige Leute vor der Tür. Als um 8:30 Uhr endlich geöffnet wurde, mussten alle ihren Führerschein bzw. sonstigen Identitätsnachweis sowie das Schreiben, dass man sich online angemeldet hatte, vorzeigen. Lustigerweise gab es zwischen den Prüflingen immer wieder ein paar Leute, die dachten, dass der DMV normal geöffnet hätte. Die Leute wurden dann wieder weggeschickt.
Der Test ging nach Erledigung aller Formalitäten um 9:20 Uhr los und dauerte bis 5 nach 12. Es gab 125 Fragen aus vier unterschiedlichen Bereichen. Zuerst wollten sie die Fähigkeiten im Rechnen erfragen. Man musste beispielsweise wissen, wieviel Wechselgeld jemand bekommt, der eine Leistung für $78.50 zu bezahlen hat und vier Scheine à $20 gegeben hatte. Irgendwie musste ich bei der Art von Fragen schmunzeln, fühlte ich mich an unsere diversen Erfahrungen beim Einkaufen erinnert, wenn wir zusätzliches Kleingeld für die Nachkommastellen an die jeweilige Kassiererin z. B. bei Ross gegeben hatten und sie nicht ausrechnen konnte, wieviel sie nun als Wechselgeld zurückgeben musste. Im zweiten Teil musste man Fakten aus verschiedenen Vorschriften auf bestimmte Sachverhalte anwenden können. Im dritten Teil wurden die sprachlichen Fähigkeiten getestet. Fand ich schon als "Nichtmuttersprachler" krass, denn die Lückentexte waren ungefähr auf dem Niveau der siebten oder höchstens achten Klasse Englischunterricht in Deutschland. Im letzten Teil wurden Situationen vorgegeben und man sollte ankreuzen, wie man in den verschiedenen Situationen reagieren würde. Der erste geschilderte Fall war z. B., dass man einen Kunden aufruft, dessen Kinder unentwegt rumbrüllen und alle anderen Kunden und Kollegen aufregen. Da es auch bei diesen Fragen vier Antwortmöglichkeiten gab, machte ich mir natürlich desöfteren Gedanken, ob nun selbständiges Handeln und Entscheiden gefragt war oder ob du bestimmte Vorgaben einhalten musst und im Zweifelsfalle immer deinen Supervisor (Vorgesetzten) zu Rate ziehen musst. Pat meinte, ich mache mir zu viele Gedanken. Eventuell, so dachten wir uns beim anschließenden Gespräch darüber, wollen sie auch nur sehen, wie man so drauf ist um einzuschätzen, ob man für diese oder jene Position geeignet ist. Es gibt nämlich nicht immer nur richtig und falsch in solchen Situationen, wie ich ja aus meiner zwölfjährigen Berufserfahrung auf dem Amt zu genüge weiß... Nach dem Test bekamen wir noch eine Info mit, dass wir unsere Ergebnisse in ca. sechs bis acht Wochen online abrufen könnten. Wenn die Testanforderungen zu siebzig Prozent erfüllt sind, wird man in eine Datenbank aufgenommen und kann sich für entsprechende Jobs bewerben.

Da unser schnittiges Auto nicht so wirklich für den alltäglichen Gebrauch geeignet scheint, sind wir am Samstagnachmittag mal wieder zur Autovermietung gefahren. Unser Freund aus Pakistan war leider nicht da. Ein Kollege von ihm hat uns aber geholfen. Nun bekamen wir einen 2014-er Toyota Corolla mit Rückfahrkamera und knapp 5.000 Meilen auf dem Tacho. Auf dem Heimweg blinkte - oh Wunder - das Lämpchen für Inspektion auf. Und täglich grüßt das Murmeltier. Nun haben wir ein solch schönes, sparsames aber trotzdem übersichtliches Auto und müssen es wieder zurückbringen. Wahrscheinlich werden wir nun am Mittwoch nochmal das Auto tauschen. So ein Ärger...


Gestern waren wir bei Whole Foods einkaufen. Das ist eine Supermarktkette, wo man frische, ökologische sowie importierte Lebensmittel kaufen kann. Das soll nicht heißen, dass die Sachen dort nur teuer sind. Doch manchmal, aber die Erfahrung haben wir auch schon in Deutschland gemacht, ist für die Hersteller oder den Händler das aufgedruckte "BIO" oder wie hier "ORGANIC" ein Freibrief für den Verkauf zum doppelten oder dreifachen Preis. Wir haben uns aber unter anderem einen leckeren Saint Albray-Käse sowie ein Roggenbrot gekauft. Das Brot hat mit dem frischen Käse sehr lecker geschmeckt, kann man sich auch hin und wieder mal gönnen. Was man sagen muss ist, dass Käse hier grundsätzlich - wie auch andere Milchprodukte - sehr teuer ist. Ich werde mich nun demnächst mal damit auseinandersetzen, Quark selbst herzustellen, da man den hier so gut wie gar nicht, und wenn, wie wir gestern bei Whole Foods gesehen haben, nur sehr teuer bekommt. Ein kleiner 150-g-Becher hat $2,49 gekostet...

Heute hat Pat nochmal bei Covered California angerufen, da wir unseren Plan nun doch noch nicht auswählen konnten. Laut einer Aussage einer Dame am Telefon liegen sie mit der Abarbeitung der Anträge soweit zurück, dass sie die im Oktober gestellten Anfragen gerade bearbeiten. Bis zur Bearbeitung unseres Antrages seien wir aber für Notfälle auf jeden Fall versichert. Mal schauen... So ganz haben wir dem Braten nicht getraut und Pat hat nochmal angerufen. Dann erhielt er die Auskunft, dass wir nochmal eine andere Telefonnummer anrufen könnten um einen Plan für uns auszusuchen. Leider sind wir dort aus der Warteschleife rausgeschmissen worden und werden nun zurückgerufen.


Heute Mittag klingelte es an unserer Wohnungstür - der Postmann brachte ein Päckchen, nämlich das von meiner Schwiegermutter. Nach über drei Wochen ist es nun endlich angekommen. Hoffentlich ist noch alles drin, was außen draufsteht. Der Zoll hat sich echt Zeit gelassen... Das Päckchen von meiner Mutter ist immer noch nicht da. Bin mal gespannt, wann das kommt. Wenn ich fertig geschrieben habe, werden wir das Päckchen öffnen... Das ist ja wie Weihnachten...



Song of the day: The Marvelettes - Please Mr. Postman