Letzten Samstag war ich alleine einkaufen, weil Pat noch immer ein
bisschen gekränkelt hat. Da ist mir schon was komisches passiert. Ich
habe doch tatsächlich um 18 Uhr vor der geschlossenen Tür eines
Supermarktes gestanden! Okay, Costco macht hier am Samstag schon um 18
Uhr zu. Wer hätte das gedacht? Ich kenne sowas nur von kleinen
Geschäften auf dem Land (vorzugsweise in Bayern). Okay, dann war ich
eben im Mexikanermarkt einkaufen...
Am Sonntag ging es meinem
Schatz dann wieder besser. Wir sind mittags nochmal gemeinsam zu Costco
gefahren. Da am Sonntag der Superbowl stattfand, war dort die Hölle los.
Die Leute kauften wie die Wilden Chips, Dips, gebratene Hähnchen, Pizza
und jede Menge Getränke. Man könnte meinen, dass die
Lebensmittelindustrie am Superbowl-Wochenende den Umsatz des Jahres
macht. Auch wir haben uns eine Riesenpizza mitgenommen. War sehr mmmhh!
Das
Spiel an sich war nicht so umwerfend. Okay, ich gebe zu, ich finde
American Football nicht so spannend. Mir gefällt der richtige Fußball
besser. American-Football-Fans bitte nicht schlagen! Doch ich freute
mich auf die Halbzeitunterhaltung mit Bruno Mars. Den finde ich nämlich
echt cool. Ich muss zugeben, dass mir der Quarterback von den Seattle
Seahawks, Russell Wilson, auch ganz gut gefallen hat. Der war gut, der
Junge! Soweit ich das beurteilen kann, da ich ja, wie gesagt, nicht so
wirklich der American-Football-Fan und Kenner bin. Pat und ich waren
etwas geschockt, dass es sogar einen Werbespot von Scientology gab. Und
das zur Hauptwerbezeit des Jahres, denn für Werbespots beim Superbowl
zahlen die Firmen riesige Summen. Die Werbespots sind dann auch
dementsprechend besonders. Es gab ja auch einen Mords-Trara um die
Coca-Cola-Werbung. Dass sich keiner über Scientology aufgeregt hat?
Außer Pat und mir? Am Süßesten fand ich aber den VW-Werbespot, in dem
ein Vater seiner Tochter erzählt, dass jedes Mal, wenn ein VW 100.000
Meilen mehr gefahren hat, ein deutscher Autoingenieur seine Flügel
bekommt. Echt süß!
Am Montag hat Pat seinen
Interviewtermin bei der Dame mit dem Maryland-Telefon abgesagt. Wir
haben Recherche betrieben und sind zu der angegebenen Adresse gefahren.
Da ist zwar ein riesiges Gebäude mit vielen Büros drin, doch irgendwie
kam uns das Ganze nicht ganz koscher vor. Als Pat ihr absagte, hörte er
im Hintergrund einen Fernseher und Kindergeschrei - sehr professionell!
Ich
hatte am Montag mal wieder einen Durchhänger, weil ich irgendwie keinen
Fortschritt in der Jobsuche gesehen habe. Pat war dagegen richtig
produktiv, hat einen Termin bei einem Arzt ausgemacht, damit er für die
hiesigen Behörden einen Nachweis über seine Behinderung bekommt. Man
bekommt dann nämlich einige Vorteile wie z. B. einen
Schwerbehindertenparkausweis und Nachlass auf die Stromrechnung. Im
Internet hat er dann noch ein paar Workshops für uns gefunden, damit wir
uns besser auf Bewerbungen und Vorstellungsgespräche vorbereiten
können. Hier gibt es gemeinnützige Organisationen, die einem
weiterhelfen bei der Jobsuche. Außerdem haben wir uns bei einer
Arbeitsvermittlung registriert. Wir hatten somit für die gesamte Woche
etwas zu tun. Abends im Bett habe ich mir noch so meine Gedanken
gemacht, wo ich mich noch überall bewerben könnte. Dabei fiel mir der
deutsche Tante-Emma-Laden bei uns um die Ecke ein. Vielleicht brauchen
die ja mal ne Aushilfe, habe ich mir gedacht und wollte die Tage mal
nachfragen. Dazu später mehr.
Am Dienstag
wurde in unserer Wohnung der Zähler am Warmwasserbereiter ausgetauscht.
Die Arbeitsweise hier ist echt lustig. Um ca. 10 Uhr kam der eine
Hausmeister und tauschte das Ding aus. Eine Stunde später kam der
Kollege und wollte das Ding ausbauen. Als wir ihm sagten, dass sein
Kollege das schon erledigt hätte, fragte er uns, ob er den Zähler denn
wirklich ausgebaut hätte. Wir sagten, dass er sich gerne überzeugen
könne. Die Planwirtschaft lässt grüßen...
Apropos
Planwirtschaft oder besser Marktwirtschaft, ich habe mich dann auf
Anraten von unserem Freund Simon bei diversen Banken beworben.
Mal sehen, was dabei herauskommt. Schaden kann es ja nicht.
Am
späten Nachmittag erhielten wir einen Anruf von einer Freundin, die in
dem deutschen Tante-Emma-Laden einkaufen war und dort ein Schild gesehen
hat, dass sie einen Verkäufer bzw. eine Verkäuferin suchen. Das nenn
ich mal Zufall. Wir sind am Mittwoch Mittag gleich mal hingefahren und
nächsten Dienstag kann ich kommen und einen Probearbeitstag absolvieren.
Natürlich ist das nicht mein Traumjob, aber ein Anfang immerhin. Und
mein Vorteil: ich kenne die meisten Produkte (u. a. Maggi-Fix-Produkte
und Milka-Schokolade) und kann fließend deutsch sprechen.
Nachdem
wir am Mittwoch und Donnerstag jeweils die Workshops und
Infoveranstaltungen der staatlichen Arbeitsvermittlung besucht hatten,
ging es uns echt besser. Heute waren wir dann noch bei der
Jobvermittlung. Die Vermittlerin sieht es als Herausforderung und dass
es nicht so einfach ist, unsere gute Ausbildung und Arbeitserfahrung vom
deutschen auf das amerikanische System zu übertragen. Aber sie hat uns
Hoffnung gemacht, dass sie etwas finden wird. Na hoffentlich...
Gestern
waren wir noch in einem Markt um Nutella zu kaufen. Ja, man kann hier
auch Nutella kaufen. Sie ist allerdings etwas anders als die, die wir
aus Deutschland kennen. Sie schmeckt nicht genauso, ist dafür ein
bisschen teurer. In jenem Geschäft liefen nur Frauen mit Kopftüchern und
Männer mit langen Bärten rum. Überall um uns rum auf Zeitungen und
Zeitschriften, auf Hinweisschildern und Eingängen zu kleinen Cafés,
fremde Schriftzeichen. Etwas befremdlich mitten in Los Angeles...
Alles in allem ist diese Woche aber recht
positiv gewesen. Ich habe auch schon Feedback von Wells Fargo, einer
Bank. Sobald wieder Interviewtermine frei sind, kann ich einen vereinbaren. Die werden dort wohl sehr rar
vergeben.
So und zum Abschluss muss ich mich mal selbst
loben. Ich habe soeben meine bisher beste selbst hergestellte
Guacamole gemacht. Man braucht nur die guten und richtig reifen Avocados
dafür und die findet man für 20 Cent das Stück im Mexikanermarkt.
Song of the day: Bruno Mars - Treasure
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