Sonntag, 30. März 2014

Wie die Zeit vergeht...

Ein halbes Jahr ist nun vergangen.... und wir sind immer noch hier. Natürlich läuft nicht immer alles rund. Doch mittlerweile haben wir beide einen Job. Pat arbeitet bei einer Event Rental Firma und darf Salz- und Pfefferstreuer auffüllen, Silber polieren und andere nicht so anspruchsvolle Aufgaben erledigen. Ich bin in einem kleinen deutschen Laden, stehe hinter der Wurst- und Käsetheke und frage gerne "Darf's ein bisserl mehr sein?". Außerdem gibt es bei uns im Laden Dinge, die man als Deutscher vermissen könnte (beispielsweise deutsche Schoki und Kuchen, Brot, Backmischungen, Bier, Maggi Fix und Knorr Salatkrönung).

Wir hatten in den letzten beiden Wochen zwei spürbare Erdbeben. Von dem einen (Magnitude 4.4) hatte ich ja bereits berichtet. Diesen Freitag hatten wir ein weiteres (Magnitude 5.1, das Epizentrum war jedoch ein wenig weiter entfernt als bei dem letzten Erdbeben). Um das Erdbeben am Freitagabend gab es Dutzende von kleineren Erdbeben in der Los Angeles Gegend. Laut Angaben einiger Erdbeben-Experten sei es ein gutes Zeichen, dass so viele kleine Erdbeben stattfinden. Die Erde würde sich dann wieder "zurechtrücken". Dies würde die Wahrscheinlichkeit auf ein großes Erdbeben verringern. Andere Experten sagen, es handele sich um viele "kleine" Vorbeben, die "The Big One" ankündigen würden. Egal wer recht behält, ändern können wir es ohnehin nicht... Wir wussten ja vorher, dass wir in ein Erdbebengebiet ziehen würden.

Dagegen sind die zahlreichen Fehlalarme in unserer Apartmentanlage wohl eine Kleinigkeit. Obwohl ich sagen muss, wenn über einen Zeitraum von 15 bis 20 Minuten ein schriller Ton vorherrscht, empfinde ich das als unangenehmer als wenn - wie bei "meinen" zwei bisherigen Erdbeben - "nur" das Bett oder der Stuhl auf dem ich sitze für ein paar Sekunden, die sich allerdings auch wie Minuten anfühlten, wackelt. In diesem Monat hatten wir den vorläufigen Höhepunkt was die Fehlalarme angeht. Nachts um halb eins ging die Alarmanlage los. Das bedeutet, dass sämtliche Feuermelder in allen Räumen anfingen zu piepen. Hier ist es vorgeschrieben, dass in jedem Raum ein Feuermelder hängt. Demnach saßen wir aufrecht in unseren Betten, denn wir waren gerade eingeschlafen. Wir sind dann aus unserer Wohnung raus da man das Geräusch draußen eher ertragen konnte - auch wenn es dort noch laut genug war, da dort ja auch einige Feuermelder hängen. Nach geschlagenen 15 Minuten bekamen unsere Sicherheitsleute es dann endlich hin, dass der Alarm ausgeschaltet wurde. Laut unserer Vermieterin sei das aber gut, wenn der Alarm einmal mehr anginge als er müsse. Doch wir fragen uns, was passiert, wenn es wirklich brennt, denn mittlerweile gibt es fast jede Woche einen Fehlalarm. Irgendwann glaubt keiner mehr an ein richtiges Feuer...

Vom Feuer zum Wasser. Wir haben hier in Südkalifornien zu wenig Regen. Ich weiß, jetzt werden in Deutschland einige aufschreien. Aber zu wenig ist genauso schlimm - oder gar schlimmer - als zu viel. In der letzten Februarwoche fing es wie verrückt an zu regnen. Hier bei uns ist zum Glück nicht viel passiert. Einige Autofahrer waren wohl ein wenig überfordert - wie das hier immer ist, man kennt ähnliches aus Deutschland, wenn der erste Schnee fällt. Aber wie gesagt, es ist weiter nichts passiert. Doch könnten die trockenen Wälder hier öfter einmal ein bisschen Regen gebrauchen. Pünktlich zur Oscar-Verleihung am 2. März ließ der Regen nach und es wurde wieder schöner. Die Show habe ich mir zum ersten Mal angeschaut. Durch die Zeitverschiebung habe ich mir bisher noch nie die Nacht um die Ohren geschlagen, damit ich die Show sehen konnte. Es war schön und lustig. Zumal hier am nächsten Tag fast jeder darüber redet - und im Rest der Welt ja auch... Mir hat am Besten - neben Pink natürlich - die Gewinnerin der weiblichen Nebenrolle gefallen - Lupita Nyong'o

Die Kultur kommt bei uns hier übrigens grundsätzlich nicht zu kurz. Vor drei Wochen waren wir bei einer Veranstaltung der Villa Aurora. Das ist eine Künstlerresidenz in Los Angeles, die jungen Künstlern die Gelegenheit bietet, ihre Werke im Rahmen eines Stipendiums zu vollenden um sie dann einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Als wir dort waren, haben ein Schriftsteller und zwei Filmemacher ihre Werke vorgestellt. Am unterhaltsamsten war Axel Ranisch aus Potsdam. Er zeigte uns unter anderem einen Kurzfilm, der daraus bestand, dass er zu einem Musikstück, welches im Autoradio dudelte seine Lippen bewegte. Genial!


Wir werden bestimmt mal wieder vorbeischauen. Auch weil Pat in der Villa Aurora eventuell das ein oder andere seiner Projekte präsentieren könnte.

Diesen Monat hat Pat auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem amerikanischen "Schnellfriseur" gemacht. Es ging im wahrsten Sinne des Wortes sehr schnell. Wir waren nach 20 Minuten schon wieder draußen. Wir wollten eigentlich beide zum Friseur, doch Pat als Mann musste als Versuchskaninchen herhalten. Er nahm es aber nicht böse, denn schließlich waren wir beide seit fast einem halben Jahr nicht mehr beim Friseur. Wir gingen also am Sonntag Nachmittag zu Supercuts. Die Friseurin fragte Pat ob er die Haare auch gewaschen haben wollte. Er bejahte dies. Sie sprühte die Haare erstmal nur nass, schnitt sie dann und fragte anschließend, ob er sie jetzt gewaschen haben wollte. Das ist hier wohl normal so. Aber Pat meinte, hinterher brauche sie die Haare auch nicht mehr zu waschen. Witzigerweise stellte ich dann fest, dass die Koteletten auf der einen Seite kürzer geschnitten waren als auf der anderen. Irgendwie kam uns das bekannt vor, nicht wahr, Simon?

Song of the day: Dooley Wilson - As time goes by

1 Kommentar:

  1. Ich kann ein Lied davon singen, Alex. Allerdings habe ich jetzt vorgestern meinen zweiten Frisörbesuch hinter mich gebracht und war sehr zufrieden. Das mit dem hinterher waschen kann ich aber bestätigen. Mir hat die Dame das so erklärt, dass sie bei Clips (Maschinenschnitt) nachher waschen, wegen den vielen feinen Haaren. Bei Scherenschnitt würde sie aber vorher waschen. Wieder was gelernt. Liebe Grüße aus JAx

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