Montag, 25. November 2013

Immer diese Besserwisser

Diese Woche war wirklich aufregend. Endlich mal wieder ein paar Schritte in die richtige Richtung...

Aber zuerst muss ich an dieser Stelle mal etwas loswerden. Es gibt Menschen, die uns belächelt haben oder es immer noch tun. Welche die meinen, das was wir hier machen sei Spinnerei oder dass wir hier Urlaub spielen. Manche warten nur darauf, dass wir scheitern. An all diese Menschen möchte ich hier appelieren. Ihr könnt uns für irre halten, ihr könnt es womöglich nicht verstehen, warum wir das machen. Aber ihr solltet wissen, dass das hier bestimmt kein Zuckerschlecken ist. Es ist ein anderes Land, es ist eine andere Sprache, hier gibt es komplett andere Vorschriften und Regeln für sehr vieles, was wir beispielsweise in Deutschland aufgrund der Tatsache, dass wir immer dort gelebt haben, wussten. Wir müssen sehr vieles neu lernen bzw. verstehen, dass es anders gehandhabt wird. Das alles ist für uns jeden Tag eine neue Herausforderung, die uns an manchen Tagen leichter von der Hand geht als an anderen. Natürlich haben wir Momente, in denen wir uns fragen, ob das so richtig ist, wie wir dies oder jenes angehen. Natürlich machen wir Fehler und werden uns auch das ein oder andere Mal im Nachhinein darüber ärgern, weil wir es eigentlich besser hätten wissen müssen. Das ein oder andere Mal können wir aber im Nachhinein auch darüber lachen. Nur derjenige, der selbst in unserer Situation ist, hat meiner Meinung nach das Recht, über uns zu urteilen. Macht es einfach besser. Das kann aber niemand. Denn genau dieselbe Situation durchlebt kein Mensch. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen und Fehler machen aus denen er lernen kann. Natürlich finde ich es schön, dass es viele Menschen gibt, die an unserem Abenteuer interessiert sind. Ich möchte auch niemanden ausschließen, weiterhin daran teilzuhaben. Wer es aber nur deshalb macht, weil er darauf wartet, uns scheitern zu sehen, der sollte sich selbst mal hinterfragen, ob er seine Zeit nicht sinnvoller nutzen kann. Diejenigen, die einfach nur neugierig sind und mitverfolgen möchten, was wir hier so tun, sind weiterhin herzlich eingeladen, mit uns durch unser Abenteuer zu gehen bzw. ein wenig daran teilzuhaben. Die wohlwollenden Kommentare und positive Reaktionen überwiegen. Ich ärgere mich nur mehr über die kritischen und negativen Sachen. Die beschäftigen mich intensiver. Daher war es mir wichtig, dies loszuwerden.


Am vergangenen Montag waren wir mal wieder in einem Mexikanermarkt und bei Walmart zum Lebensmittel einkaufen. Anschließend haben wir uns in der Souplantation relativ gesund (u. a. mit Salaten) und günstig "vollgefressen". Danach haben wir uns in diversen Heften, die im Supermarkt ausliegen und im Internet nach Autos umgeschaut. Die Autosuche ist momentan eine Sache, vor der wir ein wenig Respekt haben, da wir beide uns so gar nicht mit Autos auskennen. Pat sagt immer, wir sind in der Lage, selbständig zu tanken, das war's dann aber auch schon. Entweder du bekommst ein gutes Auto beim Händler und zahlst viel dafür oder du bekommst ein günstiges Auto bei einem Privatmann und du weißt nicht, wie lange es halten wird. Das Thema wird uns noch beschäftigen...

Dienstag Morgen sind wir ins Büro unserer Immobilienmaklerin gefahren. Sie sagte uns, dass der Eigentümer des Apartments, welches wir uns am Sonntag angeschaut hatten und für das wir uns am meisten interessierten sich noch immer nicht entschieden hat - obwohl er ja signalisiert hatte, unsere Konditionen akzeptieren zu wollen. Also war mal wieder Geduld angesagt. Wir haben uns dann anschließend mit Jamie, der Assistentin der Maklerin, vier weitere Wohnungen angeschaut. Eine davon wäre in Frage gekommen. Während unserer Tour erhielt Jamie einen Anruf. Edwin, der Eigentümer unserer Favoritenwohnung, hatte sich gegen uns entschieden, weil wir noch keine Jobs haben. Am Sonntag hatten wir uns neben Edwin's Wohnung noch zwei weitere in derselben Gated Community (bewachte Appartementanlage) angeschaut. Eine davon käme auch noch in Frage. Als Jamie meinte, die Maklerin des Vermieters hätte ohnehin Interesse bekundet, rief sie sie nochmal an. Wir machten am selben Abend noch eine Bewerbung für diese Wohnung fertig.

Mittwoch morgen wachte ich auf und hatte Kopf- und Halsweh. Irgendwie war meine gesamte Stimmung auch am Boden. Ich warf mir dann erst einmal ein paar Salbei-Bonbons ein. Da wir außer auf die Entscheidung bezüglich der Wohnungsbewerbung zu warten, nichts tun konnten, rief Pat unseren Freund Fred an, da der immer gute Ideen zur Ablenkung hat und uns immer was zeigen kann. Auf dem Weg zu Fred rief Jamie an. Sie brauchte noch Kopien von unseren Social Security Cards. Wir schickten sie ihr per Scan zu. Eine Freundin warnte uns vor dem immer häufiger vorkommenden Datenklau. Deshalb baten wir Jamie, dass sie die Scans gleich wieder löschen sollte. Nur für den Fall, dass der Account gehackt werden würde. Man muss heutzutage ganz schön aufpassen deswegen. Wir haben den Nachmittag in der Ronald Reagan Libraray verbracht. Das ist ein Museum über das Leben und die Politik des 40. US-Präsidenten. Außerdem wird hier eine Air Force One ausgestellt. Wir durften direkt vor dem Flieger und im Inneren keine Fotos machen. Die haben ganz schön geheimnisvoll getan. Wir fanden das ziemlich lächerlich, denn in der Maschine sah es grundsätzlich wie in einem Flugzeug aus. Sowas haben wir auch schon in diversen Hollywoodfilmen gesehen. Es gab ein paar alte überholte Computer, Telefone und Faxgeräte. Alles in allem war der Nachmittag aber sehr interessant und unterhaltsam. Als wir zurück zu unserem Auto gingen, fing es an zu regnen. Auf dem Heimweg waren wir noch in einer Sports Bar und haben einen Feierabend-Cocktail zu uns genommen. Abends um 10 Uhr erhielten wir eine E-Mail von unserer Maklerin mit einem angehängten Mietvertrag. Yes, wir bekommen die Wohnung!

Am Donnerstag Morgen haben wir ein paar Telefonate mit Deutschland geführt. Danach kam unsere Maklerin vorbei und wir gingen den Mietvertrag zusammen durch bevor wir ihn unterschrieben. Irgendwie noch nicht fassbar.
Pat hatte zwar unseren Bekannten wegen seiner Kontakte zu Autohändlern angerufen, wir entschieden uns nun aber um, da wir ja jetzt erst einmal unsere Wohnung mit dem Wichtigsten ausstatten müssen. Danach hat die Jobsuche oberste Priorität und dann können wir uns nochmal an's Autokaufen machen. Bis dahin werden wir noch einmal einen Mietwagen nehmen. Ist zwar auf längere Sicht teurer aber momentan einfacher zu handhaben.
Nachmittags sind wir dann zur Bank gefahren und haben uns einen Cashier's Check ausstellen lassen. Den benötigen wir für die Maklerin unseres Vermieters. Das macht man hier so. Eigentlich wollte sie drei Checks haben, einen für den Vermieter, einen für ihre Agentur und einen für unsere Maklerin. Da wir aber pro Check 10 Dollar zahlen müssten, haben wir uns für einen einzigen Check entschieden. Soll der Vermieter den anderen beiden eben das Geld weitergeben. Wir haben es nicht eingesehen, dafür auch noch extra zu bezahlen. Am Samstag soll die Wohnungsübergabe stattfinden. Am Abend haben wir noch auf den Sohn unserer Vermieterin "aufgepasst". Eigentlich war das gar nicht nötig, da er schon groß genug ist. Aber es gibt hier ja öfter Erdbeben und wenn man dann sein Kind unbeaufsichtigt zuhause lässt... Pat hat sich übrigens gut als "Aushilfspapa" gemacht.

Am frühen Freitag Morgen wurden wir per Telefon geweckt. Unser Spediteur aus Deutschland wollte uns um 5:45 Uhr morgens die Preise für die weitere Lagerung unseres Umzugsguts durchgeben. "Hab ich Sie etwa geweckt?" "Ja." "Wie spät ist es denn bei Ihnen?" "Viertel vor 6." "Dann will ich Sie auch nicht weiter stören. Ich schreibe Ihnen eine E-Mail." "Jetzt bin ich eh schon wach." "Nein, ich schreibe Ihrem Mann eine Mail." "Der sitzt aufrecht neben mir im Bett." Man könnte doch von den Mitarbeitern bzw. Inhabern einer international operierenden Spedition erwarten, dass sie schon einmal etwas von Zeitverschiebung gehört haben, oder? Unglaublich!
Den restlichen Tag haben wir damit verbracht, die Gegend um unsere neue Wohnung zu erkunden. Wir wohnen dann ganz in der Nähe der Westfield Mall. Dort sollen Leute wie Britney Spears, Kim Kardashian, Justin Bieber und vor allem Miley Cyrus auch gerne einkaufen gehen. Wir haben aber keinen von denen dort angetroffen. Es war trotzdem sehr schön. Wie ich am nächsten Tag in der Zeitung gelesen habe, war am Freitag Miley's 21. Geburtstag - sie ist jetzt volljährig! Endlich kann sie machen, was sie will. Das arme Ding...

Am Samstag waren wir ganz aufgeregt wegen der bevorstehenden Wohnungsübergabe. Das und die Tatsache, dass das Wetter seit Mittwoch nicht so toll war (Regen, Wolken, Wind), ist mir voll auf's Gemüt geschlagen. Ich mag es einfach nicht, wenn für mich total unbekannte Situationen auf mich zukommen. Pat musste mich mal wieder aufmuntern. Also sind wir vor unserem Termin noch kurz zu Starbucks und haben uns eine heiße Schokolade gegönnt. Das hat gut getan.

Der anschließende Termin war aber gar nicht so schlimm. Wir haben unsere Wohnungsschlüssel von der Maklerin, die auch gleichzeitig die Tochter des Vermieters ist, bekommen. Nun müssen wir morgen noch einmal zur Verwaltung damit die uns dort die Zugangskarten für das Gelände, die Pools und das Fitnessstudio ausstellen. Außerdem müssen wir eine Kaution dafür hinterlegen, dass wir bei unserem Einzug nichts kaputt machen. Sie akzeptieren dort jedoch kein Bargeld, keine Kreditkarten, nur Money Order oder Checks. Das kostet uns nun auch wieder extra, da wir noch keine Checks haben, welche hier aber wohl üblich sind um solche Sachen zu bezahlen. Da man auf die Checks die Adresse draufschreiben lässt, und wir bisher noch keine dauerhafte Adresse hatten, wollten wir damit noch etwas warten. Schon irgendwie umständlich. Also gehen wir morgen früh erst einmal zum Postoffice und lassen uns Money Order für die zu hinterlegende Kaution für unseren Einzug und unsere Schlüsselkarten ausstellen. Die Wohnungsübergabe verlief relativ unspektakulär. Wir haben uns aber Zeit gelassen und sind alles ausführlich mit der Maklerin durchgegangen. Als sie uns in unserer Wohnung alleine ließ, sind wir uns erst einmal in die Arme gefallen. Nun ist es greifbar. Wir haben unsere erste eigene Wohnung in den USA! Zur Feier des Tages sind wir schön essen gegangen. Wir waren bei BJ's. Diese Idee hatten noch mehr Leute. Also mussten wir erst einmal eine halbe Stunde auf unseren Tisch warten. Wie wir allerdings feststellen mussten, hatte sich das nicht wirklich gelohnt. Das Essen war zwar ganz lecker aber alles in allem wird dies nicht eines unserer Lieblingsrestaurants werden. Die Bedienung hat alles durcheinander gebracht und vom Preis-Leistungverhältnis waren wir auch nicht wirklich überzeugt. Wo ist eigentlich das nächste Black-Angus-Steakrestaurant in der Nähe???

Song of the day: Die Ärzte - Lasse redn

Montag, 18. November 2013

Die Karawane zieht weiter...


Nach einem leckeren Frühstück mit "Ei-chen" und Briekäse mussten wir zuerst einmal unser Cellphone fit machen, da wir in unserer neuen Unterkunft kein Wifi hatten bzw. unser "Herbergsvater" das Passwort nicht wusste. Und ohne Internet - das wäre gar nicht gegangen!!! Da unser "schlaues Telefon" einen Hotspot hat, dieser aber nicht richtig funktionierte, sind wir mal wieder zu unserem Freund James gefahren und er konnte uns, wie immer, helfen. Danach ging es zum Mittagessen zu einem kleinen Chinesen (also der Laden war klein). Während dem Essen lief eine seltsame Musikmischung in dem kleinen Laden... Waren Boney M. auch in den USA erfolgreich???
Danach mussten wir uns wieder auf den Rückweg machen, weil unsere neuen Wohnungsgeber einen wichtigen Termin hatten und wir auf die Hunde aufpassen mussten - also eigentlich sollten wir sie nur bei Anbruch der Dunkelheit reinholen, damit sie nicht von Kojoten angefallen werden können. Man weiß ja nie... Den mexikanischen Gärtner haben wir auch noch ersetzt, weil wir mit dem Gartenschlauch sämtliche Pflanzen vor und hinter dem Haus gewässert haben. Wasn Spaß! Es war aber auch ziemlich heiß die letzte Woche (über 80° Fahrenheit in Kalifornien) und laut Karin hatte es seit Februar nicht mehr geregnet in Camarillo.
In einem "99 ¢ only Store" waren wir an diesem Nachmittag auch noch. Aber das ist echt Beschiss. Die rechnen nämlich nicht mit $0,99 ab sondern mit $0,9999 und runden dann auf $1,00 auf! Dann könnten sie sich eigentlich auch "1 Dollar only Store" nennen... Man bekommt dort alles - auch Lebensmittel - für einen Dollar. Nur einige Sachen, z. B. eine Gallone Milch, kostet mehr, weil die ja auch teurer ist, aber die Kunden wünschen, dass dort auch Milch gallonenweise verkauft wird.
Ein Mitarbeiter der Speditionsfirma vor Ort rief uns dann auch noch an und teilte uns mit, dass unser "shipment from Germany" den Hafen von Long Beach am vergangenen Montag erreicht hat. Wann und wohin er die Sachen denn nach der Zollfreigabe liefern soll... Wir haben ihm dann erklärt, dass wir derzeit bei Freunden wohnen und das noch abklären müssen, ob wir den Inhalt des Containers dort unterstellen können. Wie sich herausstellte, sollten wir nämlich im Laufe der Woche nocheinmal umziehen. Das war uns ganz recht, denn jeden Tag zur Wohnungssuche von Ventura County ins Valley zu fahren, wo wir ja letztendlich hinziehen möchten, wäre ähnlich stressig gewesen wie von Carson, zwar von der anderen Richtung, aber doch auch mindestens mal eine Dreiviertelstunde Fahrt pro Richtung. Da nahmen wir das Angebot von einer Freundin aus München, die hier lebt, gerne an. Auch ist der neue Haushalt ohne Tiere. Eine zeitlang geht das mal aber wenn die Hunde nicht richtig erzogen sind (obwohl reinrassig) und dir dauernd die Hände abschlabbern...
Nach einem gemütlichen Abendessen ging es für uns dann nochmal runter zu unserem Landlord und seiner Landlady um von dem ereignisreichen Tag bei einem Gläschen Bier bzw. Champagner berichtet zu bekommen. Er wurde nämlich als Deputy Sheriff für seine Arbeit ausgezeichnet.

Den Donnerstag verbrachten wir mit einem Freund, der uns immer wieder neue Plätze zeigt, die wir sonst nicht gesehen hätten. Vor ein paar Jahren führte er uns z. B. auch an das Grab von Marilyn Monroe. Er könnte echt als Fremdenführer in Los Angeles arbeiten. Zuerst zeigte er uns einen netten kleinen Delikatessenladen in der Nähe von Topanga Canyon. Dort haben wir deutsche Sandwiches gegessen. Es war lustig, deutsches Brot und deutsche Wurst (bzw. nach deutschen Rezepten hergestellt) auf amerikanische Weise zu essen. Aber lecker war es trotzdem, ca. 10 Scheiben (waren aber dünn geschnitten) Gelbwurst zwischen zwei Roggenbrotscheiben mit Mayonnaise und Pickle (Gewürzgurke) zu verdrücken. Danach sind wir weiter nach Topanga um uns dort nach Wohnungen umzusehen. Beim Studieren der Aushänge vor den verschiedenen Geschäften trafen wir eine ausgewanderte Deutsche, die uns auch gleich ein paar Tipps und ihre Telefonnummer gab. Eine ortsansässige Immobilienmaklerin entgeisterte dann unsere Pläne, indem sie uns die Preise nannte, die für "richtige" Häuser in Topanga aufgerufen wurden. Man kann in Topanga entweder in einer Kommune mit anderen Leuten zusammen auf sehr engem Raum leben oder aber in einem Campingwagen oder richtig schön für viel Geld. Okay, das Thema hatte sich leider erledigt. Wir genossen aber trotzdem noch den wundervollen Ausblick vom "Top O' Topanga", einer Wohnanlage mit gesalzenen Preisen. Jedoch beschlossen wir, dass wir hier oben bestimmt mal zum Lunch herfahren können und uns die Aussicht gönnen können...

Open House... diese Unterkunft kam für uns nicht in Frage...
Ausblick von "Top'O Topanga"
Blick auf das San Fernando Valley...
...vielleicht bald unser neues Zuhause...


Wir fuhren dann noch kurz bei der Lieblingsmall von Miley Cyrus vorbei und ließen den Tag gemütlich bei einem italienischen Fastfoodrestaurant ausklingen.

Am Freitag erkundeten wir wieder eine neue Gegend und fuhren in's Antelope Valley, besser gesagt nach Lancaster und Palmdale. Die beiden Städte gehören zwar noch zum Los Angeles County, befinden sich aber etwas "draußen". Man fährt durch die Wüste und durch herrliche Natur mit Josuabäumen (eigentlich sind es ja Palmlilien).
Durch die etwas abgelegene Gegend sind die Mietpreise hier auch erschwinglicher als weiter südlich im LA County. Wir haben uns hier ein paar Häuser - allerdings nur von außen - angesehen. Da die aber größtenteils von einer professionellen Gebäudemanagement-Firma betreut werden und die entweder nach Creditscore gehen oder aber 12 Monatsmieten im Voraus haben wollen, käme die Variante eher nachrangig in Frage. Auch wenn die Mieten hier günstiger sind, wir wollen uns ungern für 12 Monate festlegen und außerdem sehen wir es nicht ein, einer solchen Firma einen kostenlosen Kredit in den Rachen zu schmeißen - und noch nicht einmal mit Rabatt, wenn wir gleich 12 Monate auf einmal zahlen. No way! Aber schee war's trotzdem.

Am Samstag waren wir bei Freunden in Santa Monica. Harold wollte uns helfen, ein Auto zu finden. Als wir ankamen, standen vor dem Haus (man muss dazu sagen, dass das Haus ganz in der Nähe einer Autobahnauffahrt/-ausfahrt steht) zwei Polizeiautos. Wir sind zuerst an der Tür vorbeigelaufen, weil wir ein wenig irritiert waren. Wir beobachteten das Geschehen dann vom Wohnzimmer aus. Die beiden Männer mussten ihr komplettes Auto leerräumen. Harold bot ihnen seine Hilfe an und versorgte sie mit ein paar Kisten für ihre Sachen. Er erzählte uns dann, dass das Auto lediglich keine gültige Zulassung mehr hatte. Wir dachten, die hätten vielleicht das Auto oder den Inhalt des Autos geklaut - bei dem Polizeiaufgebot! Es waren insgesamt 4 Polizisten dort, einer davon schrieb fein säuberlich auf, was sich alles in dem Auto befand. Anschließend wurde das Auto abgeschleppt. Die ganze Sache dauerte bestimmt 1 ½ Stunden. Nettes Unterhaltungsprogramm am Samstagnachmittag...
Leider musste Harold dann weg, weil er noch einen Termin hatte. Unsere Auto-Such-und-Kauf-Aktion wurde somit vertagt. Das Problem ist, wir wissen zwar mittlerweile wo wir suchen müssen aber wir kennen uns selbst zu wenig aus um eine "Lemon" zu erkennen. Wir möchten halt ein Auto, dass nicht überteuert ist, uns für mindestens ein Jahr ohne Probleme von A nach B bringt und das war's auch schon. Die Händler mit denen wir bis jetzt zu tun hatten, wollten uns die Autos immer zu horrenden  Preisen verkaufen. Verhandlungsgeschick ist halt so eine Sache. Und wenn man nicht weiß, was eine Schwachstelle ist, um entsprechend den Preis zu drücken, dann ist es auch schwieriger... Wir sind dann unverrichteter Dinge wieder gefahren.

Am Sonntag war der Tag unseres Umzugs. Wieder alle Koffer in's Auto geladen und ab ging es. Wir hatten außerdem eine Verabredung mit einer Maklerin, die uns ein paar Wohnungen zeigen wollte. Wir haben vielleicht unsere Wohnung gefunden - wenn der Vermieter mit unseren Konditionen einverstanden ist. Wir haben ja weder Credithistory noch Job als Sicherheit zu bieten, können nur anbieten, etwas im Voraus zu bezahlen.
Abends sind wir in unsere neue Bleibe gezogen. Schön isses hier. Endlich konnten wir heute mal wieder richtig Lebensmittel einkaufen, weil wir ja wieder länger an demselben Ort bleiben werden.
Heute haben wir übrigens unsere dritte Einladung für Thanksgiving bekommen. Jetzt wird's schwierig, für wen man sich entscheiden soll... Das ist ja normalerweise eine Familiensache, aber wir haben schon einige Freunde, die uns dabei haben wollen.

Mal sehen, wie sich der Eigentümer der Wohnung entscheidet. Er schien aber tendenziell einverstanden zu sein. Vielleicht können wir dann schon am Ende des Monats in unsere eigene Bude einziehen und Weihnachten in unserer ersten eigenen Wohnung in Kalifornien verbringen...
Es bleibt also weiterhin aufregend - unser Abenteuer.

Song of the day: Höhner - Die Karawane zieht weiter (passend zur Karnevalszeit, die letzte Woche angefangen hat)

Samstag, 16. November 2013

Keine Anhalter mitnehmen

Ich stehe noch ganz neben mir. Am Dienstag hatte dieser Blog fast 1000 (!!) Aufrufe - und das an einem einzigen Tag!!! Vielen Dank, dass es so viele Menschen gibt, die sich für unser Abenteuer interessieren. Okay, das war wohl eine Ausnahme, weil The American Dream ein bisschen Werbung gemacht hat, aber wir haben uns trotzdem sehr darüber gefreut. Auch über das Feedback, welches in den letzten Wochen enorm zugenommen hat. Beispielsweise haben wir Hilfe von einem wildfremden Menschen angeboten bekommen, der uns Kontakte für die Wohnungssuche vermitteln kann.
Ach ja, zu Markus' Kommentar bezüglich Behinderung möchte ich nochmals das Projekt "Kein Widerspruch", an dem Pat teilgenommen hat, erwähnen. Hierzu gibt es auch noch einen Bericht bei YouTube von afk tv. Hier in den USA wurde Pat bisher kaum auf seine Behinderung angesprochen. Wenn, dann aus Interesse und nicht, weil man ihm aufgrund seiner Behinderung nichts zutraut.

Am vergangenen Dienstag haben wir eine E-Mail von The American Dream erhalten, dass unsere Greencards angekommen sind. Da die Zusendung an uns wohl bis zu zwei Wochen dauern kann, wir aber noch keine feste Bleibe haben und uns nicht sicher sind, ob wir den Empfang per Unterschrift bestätigen müssen, lassen wir sie erst einmal in Berlin liegen. Bis dahin haben wir ja noch unsere Reisepässe mit Visa und Stempeln. Danach hat uns zwar die letzten Wochen keiner mehr gefragt, obwohl wir sie auf Anraten einiger Freunde immer brav mitnehmen, wenn wir uns z. B. in der Nähe der mexikanischen Grenze aufhalten. In den südlichen Teilen des Landes - wie z. B. in Tucson finden häufiger Kontrollen statt - und da wir ja tatsächlich typisch mexikanisch aussehen, müssen wir ja beweisen, dass wir keine illegalen Einwanderer sind...

Letzte Woche Mittwoch, nachdem wir einen Teil unserer Sachen bei unserem netten Vermieter in die Garage gestellt hatten, ging es durch die Wüste auf nach Arizona. Es war bereits um 5 Uhr nachmittags kalifornischer Zeit stockdunkel. So haben wir nicht viel von der Wüstenlandschaft um uns herum gesehen. Irgendwann haben wir, so dachten wir, Blitze gesehen und vermuteten ein Gewitter. Ein paar Tage später haben wir in der Zeitung gelesen, dass ein Meteoritenschauer über Teilen Kaliforniens, Arizonas und Utahs zu sehen war. Das muss es wohl gewesen sein. Kurz vor der Grenze zwischen Kalifornien und Arizona fuhren wir auf ein hell erleuchtetes Areal zu. Wie wir kurze Zeit später den Schildern am Straßenrand entnehmen konnten, handelte es sich um ein Staatsgefängnis. Auf den Schildern stand geschrieben "state prison next exit" und "do not pick up hitchhikers". Irgendwie makaber. Wahrscheinlich habe ich zu viele schlechte Filme gesehen oder zu oft "Aktenzeichen XY" angeschaut. Ich hatte ein bisschen Schiss, dass vor uns auf der Straße plötzlich ein entflohener Häftling mit der geladenen Kanone stehen könnte. Es ist aber nix passiert! Trotzdem schön, dass die Türen der Autos hier automatisch ab einer Geschwindigkeit von 15 Meilen pro Stunde verriegeln.

Die Fahrt auf der I-10 war zwar lange aber irgendwie entspannend. Nur als dann unsere Tankanzeige aufleuchtete, wurde es mir wieder kurz anders. Wir hätten doch vor der Wüste noch einmal tanken sollen. Aber "hätte, hätte, Fahrradkette", jetzt war es nunmal zu spät. Also haben wir unsere schlaue App gefragt und fanden dann noch eine Tankstelle fast direkt an der Autobahn. Dort haben wir für $3,29 getankt - was für Arizona recht teuer war, aber wir waren ja die Benzinpreise von Kalifornien gewöhnt... Was uns sofort auffiel war die bessere Beschaffenheit der Straßen in Arizona - im Gegensatz zu Kalifornien. Pat meinte, die Straßen in Arizona kämen ja fast an die "German Autobahn" heran. Wir wurden in Tempe sehr lieb von Kat, Will und deren Hundies empfangen und verköstigt. Nach stundenlangem Quatschen sind wir dann erst nach Mitternacht ins Bett bzw. auf die Luftmatratze.

Am Donnerstag nach dem Frühstück sind Pat und ich ein bisschen in Tempe rumgefahren und haben uns in der Arizona Mills, einer Einkaufsmall umgeschaut. Gruselig war, dass fast überall Weihnachtsmusik lief und es auch schon weihnachlich dekoriert war. Können die nicht noch ein bisschen warten? Hier beschweren sich viele Leute, dass sie das auch erst nach Thanksgiving (letzter Donnerstag im November) haben möchten. Wir kennen das in Deutschland auch, dass man das erst nach dem Totensonntag macht. Aber naja, der Einzelhandel hat seine eigenen Gesetze...
Wir haben uns in einem teuren Möbelgeschäft nur mal ein bisschen umschauen wollen. Da wurden wir gleich von mehreren Verkäufern angequatscht. Den ersten vertrösteten wir, der zweite stellte uns sogleich seiner Kollegin namens Dee vor, die sich um uns kümmern sollte. Dee war sehr nett und als wir ihr unsere Geschichte erzählt hatten, war ihr schon irgendwie klar, dass sie bei uns nichts verkaufen würde - jedenfalls nicht an diesem Tag. Sie ließ uns alleine rumschauen und fragte uns immer mal zwischendurch, ob wir etwas erklärt haben möchten. Wir haben uns dann von ihr verschiedene Matratzen vorführen lassen. Nach ca. zwei Stunden Probeliegen auf Matratzen mit Massagefunktion und auf Sesseln, die man nach hinten umklappen kann, damit man es beim Fernsehschauen besonders gemütlich hat sind wir ohne etwas zu kaufen wieder gegangen. Sie hat uns ihr Kärtchen mitgegeben und meinte, wenn wir uns für ein Leben in Tempe oder Umgebung entscheiden sollten, sollen wir doch nocheinmal auf sie zurückkommen. Ach ja, wir bekamen an diesem Tag auch den Mietvertrag für eine der Wohnungen, für die wir uns beworben hatten durch unsere Maklerin übermittelt. Dieser war aber nicht akzeptabel. Der Vermieter wollte von uns, dass wir beispielsweise die Schuhe in der Wohnung ausziehen, nie länger als eine Woche Besuch bekämen, es sei denn, wir würden ihn vorher fragen, dass er immer Zutritt zu unserer Wohnung erhalten kann und für jeden Schlüssel ein Duplikat haben möchte usw. Er hatte einen fünfzehnseitigen Mietvertrag formuliert. Das Ärgerlichste an der ganzen Angelegenheit war aber, dass unsere Maklerin, die uns ja vertritt erst auf die illegalen Abschnitte im Mietvertrag aufmerksam wurde, nachdem wir es ihr gesagt hatten. Dann meinte sie auch noch, wir müssten diesen Vertrag annehmen, da wir ja sonst keine Möglichkeit hätten in unserer Situation. Wir erklärten ihr, dass wir, selbst wenn der Vertrag geändert werden sollte, ganz bestimmt nicht bei diesem Typen einziehen werden. Wer weiß, was der sich dann noch einfallen lässt, wenn wir schon drin sind... Also geht die Wohnungssuche weiter, denn von den drei anderen Wohnungen haben wir keine bekommen, eine war schon anderweitig vermietet, bei der zweiten wollte der Vermieter 3 Monatsmieten im Voraus und zusätzlich eine doppelte Kaution, was wir nicht einsahen. Von der dritten haben wir nichts mehr erfahren, nur soviel, dass die Maklerin, die noch zwischen unserer Maklerin und dem Vermieter hängt, sich nach unserem Background erkundigt hat. Karin und Horst haben uns angeboten, dass wir erst einmal bei ihnen wohnen können. Sie haben noch eine kleine Wohnung oben im Haus.

Am Freitag ging es nach Tucson. Claudia, die dorthin ausgewandert ist, hat uns geraten, uns dort mal umzuschauen, weil dort die Wohnungsmieten nicht so hoch wären und es sich auch sehr schön leben lassen würde. Wir schauten uns dann ein paar Wohnungen an. Leider gab es auch hier verschiedene Sachen, die wir nicht wirklich mitmachen wollten. Wir hätten z. B. einen Mietvertrag für ein Jahr abschließen sollen. Bei Abschluss des Vertrages unter einem Jahr würde die Monatsmiete gestaffelt höher ausfallen. Das waren dann aber schon fast kalifornische Verhältnisse. Nachdem wir ein leckeres Steak gegessen hatten, sind wir am Abend wieder zurück nach Tempe gefahren.

Am Samstag rief uns die Maklerin noch einmal wegen dem illegalen Mietvertrag an. Was ist bitte so schwer zu verstehen, wenn wir sagen, dass wir den Mietvertrag mit diesem Typen auf keinen Fall eingehen werden??? Ein "Nein" sollte in den USA genauso wie in Deutschland als ein "Nein" verstanden werden und nicht etwa als ein "Vielleicht" oder ein "Wir überlegen es uns noch".

Wir haben am Nachmittag bei Kat in der Arbeit vorbeigeschaut. Sie arbeitet in einem Burgerladen in dem es auch leckere Eiskrem gibt. Für den Rest des Tages waren wir satt. Wir haben nichts mehr gegessen... Wir sind dann noch ein bisschen in Tempe rumgecruist und haben uns umgesehen, ob wir hier vielleicht ein schönes Häuschen für uns finden würden. Es gab eine gewisse Auswahl. Arizona ist eine Option. Wir wollen es aber auf jeden Fall erst noch einmal in Kalifornien versuchen... Auch wegen der Temperaturen. Wenn es schon im November so heiß ist, wie sollen wir das im Sommer aushalten???

Ausgeschlafen sind wir am Sonntag, da Kat und Will beide frei hatten, zum späten Frühstück aufgebrochen. Anschließend waren wir in einem Geschäft für Angler- und Jagdbedarf. Was es dort alles zu kaufen gibt...
Angelruten für Mädchen
Klopapierrollenhalter
Hot Sauce für das BBQ

Nachmittags sind wir ein bisschen in Downtown-Phoenix spazieren gegangen. Abends ging es dann zum Mexikaner zum Essen. Wir haben uns eine Margarita dazu gegönnt. Mmmmh... Am Montag sind wir dann noch mit Kat in einer zweiten Mall einkaufen gewesen. Endlich habe ich ein großes amerikanisches Portemonnaie, wo auch die ganzen Karten reinpassen. Und wir waren bei Barnes & Noble, das ist ein Buchladen ähnlich wie Hugendubel. Dort hätte ich Stunden verbringen können...
Am Abend haben wir im heimischen Garten Barbecue gemacht. Zum Abschluss gab es noch einen Verdauungsschnaps. Dienstag sind wir dank Kat gut gestärkt zurück durch die Wüste gefahren. Wir haben jeweils noch einen riesigen Shake mit Eiskrem und Peanutbuttercups bzw. Erdbeeren als Wegzehrung bekommen. Das war auch notwendig. Es war so heiß (knapp 100° F), dass wir spätestens alle zwei Stunden anhalten mussten um uns ein wenig im Schatten zu erfrischen. Nächstes Mal werden wir wieder im Dunkeln fahren. Im Nachhinein war das nämlich die bessere Variante. Im Hellen erscheint das Ironwood State Prison auch nicht so gruselig - ist ja langweilig...
Zwischenstopp in der Wüste



Goodbye Kat & Will, Goodbye Tierra, Summer und Cooper... Wir kommen wieder!!!


Tierra
Summer
Cooper


Nachdem wir die Wüste hinter uns gelassen und wieder in der Zivilisation angekommen waren, haben wir unsere Koffer in Carson abgeholt, nochmal einen kurzen Abstecher zum Shopping für Karin in Alpine Village gemacht und uns dann über die vollgepackte I-405 nach Camarillo gemacht. Am Abend haben wir dann unser neues Domizil bezogen und von Karin ein paar "Bütterchen" geschmiert bekommen.

Song of the day: EAV - Fata Morgana

Dienstag, 5. November 2013

Irgendwie dazwischen - Calizona

So, kurz vorab, bevor mir noch mehr Leute "Good luck" für meine praktische Führerscheinprüfung wünschen - ich habe sie bereits bestanden! Yippie!

Aber jetzt erst einmal der Reihe nach...

Am Dienstag nach unserer Enterprise-Erfahrung haben wir erst einmal in Pat's Geburtstag hinein gefeiert. Naja, was heißt, hinein gefeiert, wir haben halt bis 12 Uhr nachts gewartet und ich habe ihm gratuliert...

Den Mittwoch haben wir ein wenig ruhiger angehen lassen. Wir haben uns in Encino einen Makler gesucht und um Hilfe gebeten, weil wir es leid waren, selbst erfolglos nach Wohnungen zu suchen. Da man hier in den USA in den meisten Fällen (es gibt wohl auch Ausnahmen) als Mieter nicht für die Kosten des Maklers aufkommen muss, dachten wir uns, dass wir das ja mal ausprobieren könnten. Wir haben jetzt ein Maklerteam bestehend aus Frank, der uns die Objekte zeigt und Sudha, die uns vorab Vorschläge schickt und wohl danach für den Papierkram zuständig ist. Sie hat uns übrigens noch am selben Nachmittag und am Donnerstag über 20 Vorschläge per E-Mail zugeschickt und gefragt, welche Wohnungen und Townhäuser (das sind mehrstöckige Wohnungen, eher Reihenhäuser) wir uns am Freitag anschauen wollen. Das läuft hier übrigens auch etwas entspannter ab als in Deutschland. Wir haben in München desöfteren die Erfahrung machen müssen, dass wir über Makler eine neue Wohnung gesucht hatten. Wenn wir ihn dann was gefragt haben, kam als Antwort, dass er uns gerne die Telefonnummer des Eigentümers gibt und wir dort entsprechend nachfragen können. Hier bekommt man die Antwort oftmals innerhalb von 20 Minuten, weil er gleich nachtelefoniert und die Infos besorgt. Super.
Nachdem wir den beiden am Mittwoch unsere grobe Vorstellung von unserem neuen Heim mitgeteilt hatten, haben wir uns in einen Park gesetzt und erst einmal Brunch gemacht. Wir hatten uns dafür ein paar Bagels mitgenommen und sind noch bei Starbucks gewesen. Pat war es ein wenig zu sonnig. Man bedenke, es war der 30. Oktober! Pat hat dann bei Tony dem Autohändler angerufen, der uns über unsere Bekannten empfohlen wurde um nachzufragen, ob wir nun mit meiner Permit eine Probefahrt machen dürften. Aber Tony sagte, dass dies per Gesetz nicht ginge, ich müsse wenigstens die vorläufige California Driver License haben. Wieder nix, nochmal warten angesagt. Nachmittags hatte Pat sich einen Milchshake im Cafe 50's gewünscht. Das hätten wir lieber nicht machen sollen. So ein Milchshake ist nämlich eine eigene Mahlzeit!
Und für abends hatte ich uns einen Tisch in unserem Lieblings-Steak-Restaurant "Black Angus" reserviert, weil Pat dort auch noch einen Geburtstagsrabatt bekommen sollte. Wir haben aber glücklicherweise auch das Steak geschafft. Dafür haben wir auf Vorspeise und Nachtisch verzichtet. Den Nachtisch hatten wir ja schon vorher. Pat bekam von den Kellnern aber noch einen kleine Überraschung und ein Geburtstagsständchen. Wie wir aber bei unseren beiden letzten Besuchen bermerkt haben, singen die um uns rum dauernd. Entweder da gehen die Leute nur hin, wenn sie Geburtstag haben oder hatten oder sie bescheißen. Die Kellnerin die uns zu unserem Tisch begleitet hat, wollte nämlich gleich wissen, ob wir irgend etwas Spezielles als Anlass hätten, vielleicht einen Geburtstag? Whatever, es war jedenfalls ein sehr schöner Abend und das Geburtstagskind hat sich darüber gefreut...

Zwei Sachen muss ich noch nachberichten. Am Dienstag hatten wir noch ein bisschen Stress mit unserer Umzugsfirma. Die Partnerfirma hier wollte von uns unbedingt den Arbeitgeber und die neue Adresse wissen. Wir haben dann der zuständigen Sachbearbeiterin in Deutschland nochmal genau in einer E-Mail geschrieben, dass wir nicht mit einem Arbeitsvisum hier sind und wir auch noch keine Arbeit haben, da wir ja erst unsere SSN vor ein paar Tagen bekommen hatten. Außerdem hatten wir ja auch noch keine Wohnung. Wir hatten deshalb auch von vornherein gesagt, wir wollen lieber einen Puffer - auch zur Sicherheit - beim Bestimmen des Datums der Lieferung unserer Sachen hier.
Am Dienstag Abend habe ich dann noch eine E-Mail entdeckt, die in meinem Spam-Ordner gelandet war. Ein Verlag fragt an, ob wir daran Interesse hätten, unsere Geschichte als Buch zu veröffentlichen. Wir sind aber bisher noch nicht dazu gekommen, uns damit eingehender zu beschäftigen. Aber das hört sich doch gut an, oder?

Der Donnerstag begann damit, dass ich einen Termin für meinen "Behind-the-wheel-test" übers Internet vereinbart habe. Da wir uns nicht sicher waren, habe ich wegen den Bestimmungen zur Versicherung beim DMV angerufen und nachgefragt. Der Herr am Telefon war sehr freundlich und geduldig. Er  hat meine mehrmalige Wiederholung und mein Nachfragen, ob ich auch alles richtig verstanden habe mit Gelassenheit hingenommen. Wir mussten ja sichergehen, dass die mich am Freitag auch wirklich mit dem Mietwagen meinen Test machen lassen. Uns fehlte aber noch die liability (Haftpflichtversicherung), weil wir uns die von der Autovermietung nicht haben andrehen lassen. Sie hätte uns nämlich mehr gekostet als der gesamte Mietwagen für einen Monat! Außerdem haben wir überlegt, wir könnten vielleicht mit unserer Auslandskrankenversicherung vom ADAC einiges abdecken. Aber wir hatten ja noch einen Telefonjoker, den wir dann anriefen. Er machte dann auch gleich einen Vertrag mit uns, der sowohl uns als auch die Gegenseite versichert und ebenfalls den Fall mitabdeckt, den es hier in den USA wohl desöfteren zu geben scheint, nämlich dass man auch dann versichert ist, wenn der schuldige Unfallgegner nicht versichert ist. Dann bezahlt unsere Versicherung nämlich trotzdem unseren Schaden und vor allem unsere Arzt- oder Krankenhausrechnungen, die ja schnell höher ausfallen können... Pat hatte mir bereits am Mittwoch Abend gesagt, dass wohl eines der Bremslichter nicht richtig funktionieren würde. Also sind wir nochmal an unseren Mietwagen um alles zu checken - und tatsächlich, das Bremslicht hinten rechts funktionierte nicht. Es gibt ganz strikte Vorgaben, was alles bei der Führerscheinprüfung kontrolliert wird. Also habe ich wieder einmal bei unseren Freunden von Enterprise angerufen. Die zunächst zwar freundliche Dame wies mich sofort ab, dass es nicht erlaubt sei, mit einem Mietwagen eine Fahrprüfung abzulegen. Ich erklärte ihr mehrmals, dass ihre Info nicht stimmt. Schließlich hatte ich ja vorher mit der Zulassungsstelle telefoniert, die mir genau gesagt haben, welche Bedingungen an Inhaber von Mietwagen gestellt werden. Sie hat mir dreimal denselben Mist erzählt bis ich dann auf Anraten von Pat höflich dankend aufgelegt habe. Wir wollten dann nochmal zu Enterprise an den LAX fahren (und das mitten im Feierabendverkehr). Ich schlug dann vor, dass wir es bei dem Enterprise bei uns in der Nähe versuchen könnten. Die haben uns dann zu Firestone geschickt. Das ist eine Werkstattkette, mit der sie zusammenarbeiten. Unser Bremslicht wurde ausgetauscht. Die ganze Geschichte hat uns aber wieder mit der ganzen Rumfahrerei und Warterei 2 Stunden gekostet. Der Manager der hiesigen Mietstation sagte, wir sollten uns bei der Rückgabe des Wagens ordentlich beschweren und uns für diesen Zweck auch etwas von Firestone mitgeben lassen - quasi als Beweis. Er konnte uns nämlich nicht helfen, weil wir das Auto ja nicht bei seiner Station angemietet hatten. Auch wurde uns dort erzählt, dass das Gesetz sich wohl dahingehend geändert hätte. Früher wäre es nämlich tatsächlich nicht zulässig gewesen, mit einem Mietwagen eine Führerscheinprüfung zu absolvieren. Wir haben uns sicherheitshalber mal die Halloween-Kostüme der Mitarbeiter gemerkt, damit wir dies bei Enterprise am LAX ggf. angeben können als Beweis, dass wir dort waren. Als wir nach Hause kamen war es schon dunkel. Unser Vermieter hatte sämtliche Lichter ausgeschaltet. Er wollte nicht, dass sämtliche Kinder aus anderen Nachbarschaften bei ihm "Trick or Treat" spielen kommen. Er warnte uns vor, dass wir auch lieber die Lichter auslassen sollten. Übrigens erklärte er sich damit einverstanden, dass wir noch ein paar Tage länger in unserer temporären Unterkunft bleiben könnten. Super, denn wir hatten ja die Hoffnung, dass wir jetzt mit Hilfe von Sudha und Frank schnell was finden würden und dann auch gleich einziehen könnten.

Am Freitag fühlte ich mich fast 20 Jahre jünger bzw. 20 Jahre zurückversetzt - ich hatte meine praktische Fahrprüfung. Ich weiß, ich fahre ja schon länger und habe auch schon die hauptsächlichen Unterschiede beim Fahren in den USA gelernt, doch es ist nunmal eine Prüfung.
Und ich hatte Schiss!!!
Ich bin schon um 5:30 aufgestanden und habe mich nochmal an den PC gesetzt um die "abgefahrenen" Regeln nochmal durchzugehen. Pat hat mich dann noch auf eine Sammlung von Videos vom DMV aufmerksam gemacht. Dort wird gezeigt, welche Fehler die häufigsten bei einer Fahrprüfung sind. Auch habe ich mir zum Glück noch einmal die Handzeichen für's Rechts- und Linksabbiegen sowie für's Stoppen und Bremsen angeschaut. Die wurden dann auch tatsächlich abgefragt. Ich fand das ziemlich irre. Gibt es sowas auch in Deutschland und ich kann mich bloß nicht mehr daran erinnern? Es soll helfen, wenn z. B. die Sonne so steht, dass man evtl. Blinker und Bremslicht nicht sehen kann. Kurz gesagt: es hat alles funktioniert, sie waren alle nett zu mir und ich durfte sogar mein Foto nochmal neu aufnehmen lassen. Insgesamt hat die ganze Aktion gerade mal eine knappe Stunde gedauert. Nun halte ich meine "temporary california driver license" in Händen. Das Original wird in den nächsten ca. zwei Wochen per Post zugeschickt. Das musste ich erst einmal meiner Mutter erzählen. Das war so spannend...
Nach einem gemütlichen Frühstück zuhause sind wir dann losgefahren um uns mit Frank zur Wohnungsbesichtigung zu treffen. Wir waren gerade kurz vor dem 405 (unsere "Lieblingsautobahn", die wir immer in Richtung Norden nehmen müssen und die am Flughafen LAX vorbeiführt) als wir einen Anruf von unserem Freund in Camarillo erhielten, dass wir bitte nicht zum Flughafen fahren sollten, weil es dort eine Schießerei mit mindestens einem Toten gegeben hat. Gut, dass wir heute nicht zu unseren Freunden von der Autovermietung wollten. Aber ich machte mir Sorgen, weil wir ja direkt am Flughafen vorbeifahren mussten, ob dort eventuell gesperrt ist oder so. Dies war dann aber nicht der Fall. Wir sind gut durchgekommen und uns ist nichts passiert. Wir haben uns zusammen mit Frank drei Wohnungen angeschaut. Leider war nix wirklich Passendes für uns dabei, eine der drei wäre höchstens ein "vielleicht". Als wir am Abend unsere Absage von Joyce für unser "Traumhaus" bekommen haben, waren wir beide wirklich enttäuscht. Pat hat sich noch ein bisschen mehr geärgert, weil die Eigentümerin ja so freundlich und interessiert uns gegenüber gewesen war und es dann noch nicht einmal für nötig gehalten hat, uns von sich aus abzusagen. Klar konnten wir uns das schon denken, aber es geht halt ums Prinzip. Später am Abend hatten wir noch eine schöne E-Mail im Posteingang. Karin und Horst haben uns zu Thanksgiving eingeladen.

Am Samstag haben wir uns zunächst einmal für die Einladung bedankt und sind gleich auch noch für Weihnachten eingeladen worden. Das ist ja voll lieb! Da ich jetzt meine vorläufige DL hatte, konnten wir nun zur Probefahrt bei Tony antreten. Ich muss sagen, die Autohändler waren sehr nett. Klar, sie wollten ja auch was verkaufen. Aber die beiden waren nicht so schmierig wie beispielsweise Saied (siehe Post von vor ein paar Wochen). Wir sind mit einem Angebot raus, welches für uns aber gar nicht zur Diskussion stand. Wir haben dann zuhause noch einmal auf der Homepage des Autohauses nach interessanten Autos geschaut. Aber leider war da auch nichts für uns dabei. Unsere mexikanischen Nachbarn hatten eine Riesenfete nebenan. Zum Glück ging sie in Richtung der Straße und wir haben nicht so viel davon gehört. Am Sonntag wurden hier die Uhren um eine Stunde zurück gestellt. Also konnten wir eine Stunde länger schlafen. Um 8:15 (bereits neue Zeit) hat uns der Nachbar aus dem Bett geschmissen. Es war ein Geräusch wie von einer Kettensäge. Sonntags so geweckt zu werden finde ich ja echt super! Unsere Stimmung war an diesem Tag auch entsprechend. Aufgrund der nicht vorhandenen Wohnung, des nicht vorhandenen eigenen Autos und des nicht vorhandenen Jobs waren wir mit unseren Gedanken wieder viel näher an Arizona dran... Wir wollten unsere Entscheidung vom nächsten Tag abhängig machen. Wenn wir am Montag eine Wohnung finden sollten, dann würden wir hier in Kalifornien bleiben, wenn nicht, geht es am Dienstag nach Arizona. Eine Schulfreundin von mir lebt übrigens in Phoenix. Sie hat uns neben Claudia, die in Tucson lebt, auch geraten, uns Arizona doch mal anzuschauen und bot uns auch gleich ihr Sofa an...

Der Montag war der Tag der Entscheidung!
Wir sind mittags los in Richtung Woodland Hills um uns ein Townhouse anzuschauen. Dieses hatte uns bei den ganzen Vorschlägen von Sudha am Besten gefallen. Unsere Erwartungen wurden auch erfüllt. Danach haben wir uns noch fünf weitere Wohnungen angeschaut. Davon kommen noch einmal drei in Frage. Wir haben uns für alle vier beworben. Mal sehen, ob etwas dabei herauskommt und ob Sudha entsprechend unserer Bedingungen verhandeln kann. Wir können ja weder credit history noch Arbeitgeber vorweisen. Arizona ist zwar wieder weiter weggerückt aber da wir laut Frank sowieso ca. eine Woche auf die Entscheidung warten müssen, überlegten wir, dass wir die Zeit ja trotzdem mit den Besuchen in Arizona nutzen können. Wir nahmen also die Einladung an und werden uns nun morgen in Richtung Phoenix auf den Weg machen. Den Abend ließen wir mit einem Eis von der Cold Stone Creamery ausklingen.

Am heutigen Dienstag verlängerten wir mit unserem Vermieter nochmal um einen Tag. Er bot uns sogar an, dass wir einen Teil unserer Sachen in der Zwischenzeit bei ihm unterstellen könnten. Nach einem sehr leckeren, günstigen Frühstück (nur ca. 12 Euro für uns beide inklusive Eiern mit Speck, Frenchtoast, Hashbrowns, Toast, O-Saft und Kaffee) haben wir uns auf den Weg zur Recylingannahme gemacht. Dies war ein Erlebnis für sich. Hier im Supermarkt zahlt man auf Dosen und kleinere Flaschen jeweils 5 Cent Pfand und bekommt die auch zurück solange man entweder höchstens 50 Stück von einer Sorte auf einmal abgibt oder aber zu einem Automaten fährt, der dann auch mehr annimmt. Wer kennt das nicht, dass er im Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Penny oder Hit (ich weiß, es gibt noch mehr Geschäfte...) vor dem Automaten warten muss, weil ein Familienvater die leeren Flaschen der fünfköpfigen Familie der letzten 4 Wochen zurückbringt und nur ein Automat zur Verfügung steht? Uns erging es heute noch schlimmer! Wir hatten gerade mal eine etwas größere Tüte voll mit Dosen und Flaschen (insgesamt hatten wir 84 Stück) - wir waren diejenigen, die am wenigsten hatten. Vor uns waren zwei Parteien dabei, ihre mindestens 5 großen schwarzen Müllsäcke voller Dosen und Flaschen zu entleeren - jeweils einzeln in die zwei zur Verfügung stehenden Automaten. Man kann hier sein Leergut auch per Gewicht abgeben, bekommt dann aber weniger dafür. An der Annahmestelle stehen Tonnen die aussehen wie Regentonnen. Diese werden gefüllt und gewogen. Da bekommt man dann für ein amerikanisches Pfund (454 Gramm) gerade mal $1,59. Das wollten wir dann aber auch nicht machen, da hätten wir uns ja selbst beschissen. Also haben wir schön brav gewartet. Wir dachten uns, dass die Leute vor uns bestimmt einen Gastronomiebetrieb haben oder aber nur alle paar Monate zur Recyclingannahme fahren. Wir waren überrascht, wie viele Leute noch nach uns kamen, entweder per Gewicht entsorgten oder aber schön brav warteten...
Wir brachten dann den Bon zur Kasse im benachbarten Ralphs und erhielten unser Geld zurück. Ganz unspektakulär. Dann ging es zu unseren Freunden bei Enterprise. Wir beschwerten uns und sie gaben uns nochmal einen Rabatt von drei Tagen - sprich, wie müssen bei der Rückgabe 3 Tage weniger bezahlen. Geht doch! Außerdem wollten wir uns erkundigen, welche Bedingungen gelten, wenn wir das Auto beispielsweise in Phoenix zurückgeben würden. Wir haben nämlich beschlossen, dass wir uns in Arizona erstmal von den Eindrücken berieseln lassen. Sollte es uns dort so gut gefallen, dass wir dort bleiben wollen, können wir ja immer noch unsere bereits beworbenen Wohnungen sausen lassen. Bei einer Einwegmiete würden wir aber per Meilen abgerechnet werden. Das wäre uns dann doch zu teuer, da wir ja auch hier schon mit dem Auto rumgefahren sind...
Mal sehen, was Arizona so bringt...
Ich werde berichten...


Song of the day: Beatles - Get back
("Jojo was a man who thought he was a loner/But he knew it couldn't last/Jojo left his home in Tucson, Arizona/For some California grass." - gelle Claudia)

Montag, 4. November 2013

Are you in a safe location? - No, I'm not on vacation!

Am Freitag sind wir gleich nach dem Aufstehen los in Richtung Camarillo. Wir hatten eine Einladung zur Geburtstagsfeier von Karin. Vorher haben wir noch einen anderen Freund besucht, der in einer gated community für Senioren lebt. Dort ist es immer besonders schwierig reinzukommen, da die Regeln sehr strikt sind. Auch wenn unser Freund unsere Namen hinterlegt hatte, wollten sie sich doch sicherheitshalber noch einmal erkundigen, ob wir auch wirklich angemeldet sind - wahrscheinlich weil wir den Altersschnitt enorm gesenkt haben!
Zum Mittagessen ging es dann in einem Mongolian BBQ. Sehr günstig und sehr lecker! Nachdem wir ein paar älteren Herrschaften noch beim Malen und Basteln zugeschaut hatten und diese uns noch nett willkommen hießen und von ihrer Zeit vor über 50 Jahren in Deutschland erzählten, sind wir weiter zur Geburtstagsfeier gefahren. Wir wurden wie immer sehr herzlich empfangen. Kurz nach uns kamen dann auch die anderen Gäste. Es gab leckeres Essen (u. a. Lachs und Briekäse von Trader Joe's = das ist ein Ableger von Aldi hier - aber viel teurer). Wir haben wieder unser Netzwerk erweitert und einige neue Leute kennengelernt, die uns hilfreiche Tipps und ihre eigenen Erfahrungen weitergegeben haben. Natürlich ist es nochmal komplett was anderes, wenn man in den 50er, 60er oder 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in die USA ausgewandert ist, aber wir ziehen uns von allem was wir hören immer das raus, was uns weiterbringen könnte. Nach diesem schönen Abend sind wir wieder nach Hause gefahren und hatten auf unserem Tisch ein paar Briefe, die uns unser Vermieter hingelegt hatte. Dabei waren unter anderem zwei gleich aussehende Umschläge von der Social Security Administration - "Yippie yeah yeah Schweinebacke" sag ich da nur. Endlich sind unsere heiß ersehnten Social Security Cards angekommen.
Jetzt kann's losgehen!
Blöd war nur, dass wir nun ersteinmal Wochenende hatten.
Aber den Samstag haben wir mit einem kleinen Ausflug nach Laguna Beach ruhig angehen lassen. Es war leider den ganzen Tag über sehr foggy sodass wir die Sonne nicht richtig genießen konnten, da nicht sichtbar. Ständig hat sich eine Wolke oder gar ein ganzes Meer von Wolken vor die Sonne geschoben. Aber es kann ja nicht immer nur schönes Wetter sein...
Auf dem Rückweg haben wir das erste mal für unter $ 3.50 getankt!

Am Sonntag hatten wir für 11 Uhr einen Termin mit einer Hausbesitzerin in Hollywood. Als wir in die Straße einbogen, war uns schon klar, dass wir hier nicht herziehen wollten. Wir schauten uns das Haus dann aber trotzdem an, schließlich kam sie ja extra wegen uns her. Das Haus selbst war sehr schön und sauber, aber die Umgebung... Pat meinte, wenn man das Haus nehmen und woanders hinstellen könnte... aber wie ein Freund so schön sagte: "Deswegen heißt es Immobilie!".
Hast ja recht, Simon.
Wir wollten uns dann noch zwei weitere Objekte anschauen. Die Eigentümerin oder Maklerin (das weiß man hier nie so genau) des ersten sagte uns am Donnerstag, wir sollten kurz vorher nochmal anrufen, dann käme sie hin. Aber trotz mehrmaligem Anrufen haben wir sie nicht erreicht. Die Gegend wäre schön gewesen...

Da wir Hunger hatten, haben wir dank unseres Smartphones die Berlin Currywurst in Hollywood gefunden. Lecker! Und das Beste an der ganzen Veranstaltung war die Tatsache, dass sie dort hausgemachtes deutsches Bauernbrot zur Wurst reichen. Wir haben uns mit dem netten Kellner (weiß nicht, ob man das in dem Laden sagt, er stand halt hinter der Theke und nahm unsere Bestellung entgegen und kassierte uns ab) unterhalten. Er selbst liebt das Brot ebenso (obwohl er kein Deutscher ist). Ich sagte ihm, dass wir alleine wegen des Brotes bestimmt nochmal kommen würden.
Anschließend ging es weiter zu einem Open House welches noch auf unserer Liste stand. Das Haus war in einer Straße, die schön aussah, ein bisschen wie die Wisteria Lane. Es war sowohl von außen als auch von innen sauber und aufgeräumt. Außerdem hatte es einen riesigen Garten - und damit meine ich einen richtigen grünen Garten mit Obstbäumen drauf und jeder Menge Platz für uns und natürlich auch für Ernst. Traumhaus! Wir unterhielten uns sehr nett mit der Eigentümerin Joyce. Als wir uns vorstellten meinte sie "Alex - sounds french.." - naja, fast... Wir haben uns dann gleich am selben Abend für das Haus beworben. Wir erläuterten unsere Situation und dass wir noch keine credit history haben und derzeit noch keinen Arbeitgeber und so weiter. Sie schien sehr verständnisvoll und offen für uns zu sein. Wie sich später herausstellte, blieb es aber in diesem Fall bei der oberflächlichen Freundlichkeit, die hier ja eigentlich schön ist - lieber oberflächlich freundlich als tiefgründig unfreundlich, wie Pat immer so schön sagt. In diesem Fall wurden wir aber am Freitag mit der Absage enttäuscht. Was uns am meisten daran störte war aber die Tatsache, dass sie uns wahrscheinlich von sich aus gar nicht abgesagt hätte, wenn wir nicht nachgefragt hätten... Sie hätte die Wohnung an den ersten vergeben, der den entsprechenden credit score gehabt hätte... Blablabla... Das ist so doof - einerseits sollen wir credit score aufbauen, damit wir uns hier etablieren können, andererseits lässt uns keiner. Das ist echt müßig.

Da Pat am Samstag die glorreiche Idee hatte, dass wir am Montag zum DMV (Department of Motor Vehicles, das ist hier die Führerschein- und Zulassungsstelle) gehen könnten um für ihn die ID Card und für mich die Driver License zu beantragen, haben wir uns am Samstag und am Sonntag abends noch für jeweils ca. zwei Stunden hingesetzt und sind die Regeln, die man in Kalifornien beim Autofahren kennen und beachten muss, durchgegangen. Als wir dann am Montag im DMV saßen und darauf warteten, dass unsere Nummern aufgerufen wurden, beschloss ich, dass ich den Test gleich am Montag versuchen würde. Hier zahlt man dafür ganze $ 32 und darf die schriftliche Prüfung zweimal wiederholen. Ich dachte mir, wenn ich es heute nicht schaffe, habe ich ja immer noch zwei weitere Chancen ohne dass ich dafür nochmal eine Gebühr zahlen muss. Wir füllten also schön brav unsere Anträge aus und hatten unsere neunstelligen SSNs auch schon im Kopf. Die muss man dafür ja angeben. Es heißt, man soll die Social Security Card nicht mit sich führen, weil man sie sonst vielleicht verlieren könnte. Pat wurde zuerst aufgerufen. Wir hatten uns schon vorher darüber geeinigt, dass wir zusammen zum Schalter gehen würden. Die - wie bei uns üblich - unfreundliche Mitarbeiterin hinterm Schalter - schickte mich jedoch sofort zurück. Ich solle warten, bis meine Nummer dran wäre. Ich habe mir dann was in den Bart gemurmelt, was ich nicht laut sagen wollte, denn hier muss man aufpassen. Hier stehen nämlich überall in den Ämtern Hinweisschilder, dass es gegen das Gesetz verstößt, wenn man gegenüber einer Autoritätsperson ausfallend wird. Sowas gibt es in Deutschland nicht, das weiß ich aus eigener Erfahrung! Ich habe mich also brav wieder hingesetzt und gewartet. Kurz darauf bin ich an den Nachbarschalter von Pat gerufen worden. Meine Sachbearbeiterin war total nett. Als ich unterschrieben hatte, fragte ich, ob ich schon fertig wäre. Ich dachte, sie behält meinen Reisepass und deutschen Führerschein, da ich ja danach noch woanders hinmusste. Sie entgegnete "where's the fire?" - also wohin ich denn wollte, wo es brennt. Pat war kurz vor mir fertig und wir sind dann zum Fingerprint, Unterschrift abgeben und Fotomachen geschickt worden. Meine Herrn, mein Foto war dermaßen schrecklich. Ich sah aus, als hätte ich gleich mehrere Gesichter. Ich finde es übrigens eine gute Sache, dass die gleich im Amt das Foto machen. Dort gibt es dann keine Diskussionen darüber, ob das Foto aktuell ist oder ob sich die Augen auf richtiger Höhe befinden (hier kann ich auch aus eigener Erfahrung sprechen).
Ich sollte mir dann meinen schriftlichen Testbogen abholen. Glücklicherweise hat genau dieselbe nette Lady dann dort gesessen und mich lächelnd begrüßt und gefragt, ob mein Mann den Test denn nicht machen wolle. Es gab für den Test nicht etwa einen extra Raum, der abgeschlossen war. Nein, die die den Test absolvierten, mussten sich in dem riesigen Raum, in welchem sich 23 Schalter sowie Wartehalle befanden in einer Ecke an Stehpulten (ähnlich wie Wahlkabinen in Deutschland) und einigen Sitzplätzen verteilen und die jeweiligen Fragebögen ausfüllen. Was hier cool ist, bei jeder Frage gibt es nur eine richtige Antwort aus dreien. Ich musste für meine erste California Driver License 36 Fragen beantworten. Davon durften 6 falsch sein. Ich wusste bei 9 Fragen die Antworten nicht sicher. Also habe ich gehofft, dass ich wenigstens 3 von 9 richtig geraten hatte. Witzigerweise hatte ich 6 Fehler - davon 2 von den Fragen, bei denen ich mir eigentlich sicher war. Aber es hat gereicht. Überglücklich mit einer vorläufigen Permit für mich sind wir dann raus aus dem DMV. Ich bekam noch den Hinweis, dass ich im Internet einen Termin für die praktische Fahrprüfung vereinbaren müsse.
Nach einem späten Frühstück bei Polly's Pies ging es am Nachmittag zu einem weiteren mehrstündigen Termin bei Hello-Kitty-Erica bei der Bank of AmErica. Sie wollte versuchen, mir mit meiner vorläufigen Permit (so heißt das, wenn man noch nicht den praktischen, sogenannten "Behind-the-Wheel-Test" absolviert hat) einen Autokredit zu verschaffen. Als wir später nach Hause kamen hatten wir bereits die Absage für den Kredit per E-Mail bekommen. Der Wortlaut war "nach sorgfältiger Prüfung" könne mir aufgrund fehlender credit history kein Autokredit genehmigt werden. Diese "sorgfältige Prüfung" dauerte im Höchstfall 25 Minuten. Da dachten wir uns unseren Teil... Komisches System... Sie soll man da eine credit history aufbauen???

Die Gedanken von letzter Woche, für den Anfang nach Arizona zu gehen, waren nach dem Erhalt unserer SSNs und meinem erfolgreich absolviertem ersten Teil der DL nicht mehr ganz so präsent. Denn jetzt lief es ja endlich an, unser Abenteuer.

Am Dienstag haben wir unseren Mietwagen von Hertz zurückgebracht. Die Angelegenheit war einfach und unspektakulär. Als direkt über uns eine Boeing 747 zum Landeanflug ansetzte, überlief es mich kalt. So nah war ich einem Flugzeug, welches sich noch in der Luft befand, noch nie. Pat und ich fragten uns, wie sich die Leute in New York wohl gefühlt haben müssen, die sich direkt unter dem World Trade Center befunden haben als die beiden Flugzeuge nicht nur über ihre Köpfe sondern in die Türme hinter ihnen reingeflogen sind...

Wir wurden dann mit dem Hertz-Shuttle zum Flughafen gebracht und sind mit einem anderen Shuttlebus wieder vom Flughafen zur Enterprise-Autovermietung gefahren. Der Mann hinter dem Counter wollte wissen, ob die Telefonnummer beginnend mit 089 noch stimmen würde. Ich wunderte mich nicht darüber, Pat schon leicht. Wir sagten ihm aber die neue Telefonnummer von uns hier in den USA. Er schickte uns ohne irgendwelche Papiere raus zu seinen Kollegen, die sich weiter um uns kümmern sollten. Derek zeigte uns zwei Autos - einen Mazda 2 und einen Nissan Versa. Wir wollten aber ein Auto haben, dass ein wenig mehr Kofferraum bietet, also haben wir uns für den Nissan entschieden. Außdem ist der auch viel sparsamer im Verbrauch, was uns hier sehr wichtig erscheint - trotz niedriger Benzinpreise, wir fahren ja auch viel mehr als in Deutschland.
Es dauerte ca. 1 ¾ Stunden bis der Papierkram erledigt war, denn wie sich jetzt herausstellte, hatte das System meine Daten von der deutschen Enterprise Autovermietung übernommen. Wir hatten vor mehr als 4 Jahren mal ein Auto geliehen und sie hatten noch unsere vorletzte Adresse in München im System. Da wir aber sowohl unsere beiden Namen auf dem Vertrag als auch die kalifornische Adresse brauchten, damit wir mit dem Mietwagen unsere Behind-the-Wheel-Tests machen können, haben wir darauf bestanden, dass sie das ändern. War gar nicht so einfach. Wir sind dann um kurz nach 5 mit fast zwei Stunden Verspätung weggekommen. Wir hatten vor, noch unseren Cellphone-Vertrag anzupassen, da wir ja mit SSN andere Konditionen bekommen würden. Da wir verspätet rauskamen und direkt in den Feierabendverkehr, haben wir ewig gebraucht bis wir im ca. 40 Meilen entfernten San Gabriel ankamen. Was noch erschwerend hinzukam, war die Tatsache, dass nach ca. 10 Meilen eine kleine Lampe im Armaturenbrett aufleuchtete, die uns mitteilte, dass der Reifendruck nicht richtig ist. Ich fuhr, weil ich schon mitten auf dem Freeway war, weiter - in der Hoffnung, dass nichts passierte, denn wir schwammen schon ein bisschen. Aber es ging ja sehr langsam voran. Nachdem wir bei James im T-Mobile-Laden waren, beschlossen wir, dass wir bei Enterprise anrufen und uns erkundigen würden, ob sie das Auto austauschen. Dies war gar nicht so einfach. Ich war richtig in Rage - und das war auch gut so. Die deeskalierend agierende Callcenter-Lady fragte mich mehrmals "are you in a safe location?" und ich brüllte sie an "no, I'm not on vacation". Mein Mann konnte sich nicht mehr beherrschen und stieg zu diesem Zeitpunkt aus dem Auto aus. Er musste dermaßen lachen und wollte mich nicht aus meiner Wut rausbringen. Schließlich wollten wir, wenn wir schon so ne Mistkarre bekommen, wenigstens einen Rabatt oder ein Upgrade rausholen. Dazu musste ich böse bleiben. Sie schlug mir vor, dass ich entweder zum Flughafen LAX fahren soll um das Auto dort zu tauschen, weil das die einzige Station war, die jetzt noch geöffnet hatte oder ich soll die Pannenhilfe - auf meine Kosten - anrufen oder aber ich soll bleiben, wo ich bin, mir ein Hotelzimmer für die Nacht suchen. Sie wären mir dabei auch behilflich, aber zahlen müsste ich schon selbst. Ich diskutierte bestimmt noch ne Viertelstunde mit ihr rum bevor ich dann aufgab und auflegte, weil sie mir ständig erklärte, wie sehr sie meine Situation verstehen würde, doch dass sie mir nicht mitten in der Nacht helfen könnte (es war gerade mal 8 Uhr abends). Pat schlug vor, dass wir an der gegenüberliegenden Shell-Tankstelle den Reifendruck prüfen und ggf. selbst ein bisschen aufpumpen könnten. Wir fuhren hin und sahen, dass der Luftprüfer nur gegen Einwurf von $ 0,75 funktionierte. Da wir nicht einsahen, auch noch Geld dafür zu bezahlen, wollten wir an die nächste Tankstelle weiterfahren, als unser Telefon-James vorbeikam. Er hatte gerade Feierabend und fragte, was wir noch hier machen würden. Wir erzählten ihm, dass wir nicht für's Luftprüfen zahlen wollten. Er bot sich sofort an, dass er dem Tankstellen-Mitarbeiter Bescheid gibt, dass der uns das Gerät ohne Gebühr zur Verfügung stellt. James testete dann auch den Luftdruck und pumpte uns die Reifen entsprechend auf. Der Reifendruck wird hier in PSI und nicht in BAR gemessen. Wir hatten aber 5-6 PSI zu wenig auf mindestens 2 von 4 Reifen. Wir dankten James für seine Hilfe und fuhren Richtung LAX. Es fuhr sich jetzt viel besser. Da der Freeway jetzt auch mal free war, kamen wir schnell dort an und regten uns nochmal so richtig auf. Ein Typ im Anzug nahm sich unserem Auto und unserem Problem an und entschuldigte sich sofort für die "inconvenience". Er bot uns sogleich einen Rabatt und ein anderes Auto an. Er wollte uns einen Fiat 500 andrehen. Pat erklärte ihm, dass FIAT in Deutschland "Fehler In Allen Teilen" heißt und dass wir ja auch ein bisschen Platz für unsere Sachen brauchen würden. Ich hatte die Hoffnung, sie hätten kein Fahrzeug mehr in der selben Größe wie das mit den platten Reifen. Auf jeden Fall wollten wir einen Viertürer. Aber sie hatten dann tatsächlich noch ein baugleiches Modell des Nissan Versa. An und für sich war das Auto ja auch gut. Nachdem der Enterprise-Mitarbeiter eine kurze Probefahrt über den Parkplatz gemacht hatte, übergab er uns das Auto und wünschte uns Good luck für die Fahrprüfung. Ich hatte ihn gebeten, sich nochmal zu überzeugen, dass das Auto nun auch wirklich okay ist. Wir sind dann mit einem Nachlass von gut $ 120 für den ganzen Monat vom Hof gefahren... Jetzt nix wie heim. Wir hatten mittlerweile insgesamt über 3 Stunden in der Mietwagenstation verbracht...

Song of the day: Depeche Mode - Behind the wheel