Montag, 5. Mai 2014

Der Alltag ist eingekehrt...

Sorry, ich war etwas schreibfaul in den letzten Wochen. Das lag aber unter anderem daran, dass wir nun beide arbeiten und daher nicht so viel Zeit haben. Jaja, wir haben viel zu tun.
Außerdem ist der Alltag bei uns eingekehrt und es passiert nicht dauernd etwas Neues. Aber über das, was unseren Alltag in den letzten Wochen so ausmacht, wollte ich heute ein bisschen berichten.

Seit ca. 7 Wochen arbeitet Pat nun schon im Lager einer Firma, die für Events (Feiern wie Hochzeiten, Geburtstage, Feiern im Filmbusiness, große Firmenfeiern etc.) Geschirr, Deko und Möbel verleiht. Er füllt dort z. B. Salz- und Pfefferstreuer auf, poliert Kerzenständer und Geschirr. Wir haben schon unsere Witzchen darüber gemacht - "vom Tellerwäscher zum Millionär" - wer weiß, an der Lotterie nehmen wir hier auch regelmäßig teil. Mit einem Dollar pro Kästchen kann man derzeit über 80 Millionen Dollar gewinnen.
Auch ich habe für drei Tage in derselben Firma als Tellerwäscherin gearbeitet. Ich war in einer Gruppe mit ca. 10-15 Frauen und habe Gläser poliert und schmutziges Geschirr gespült. Da die Frauen bis auf eine ausschließlich der spanischen Sprache mächtig waren, habe ich am zweiten Tag - im wahrsten Sinne des Wortes - das Handtuch geworfen. Ich konnte mich nicht verständigen und die Frauen haben auf Spanisch auf mich eingeredet. Ich habe dann irgendwann auf Deutsch geantwortet.  Als sie erfuhren, dass ich "aleman" bin, haben sie mich gleich nach "Hitler" gefragt und ihn als "mal" bezeichnet. Komisch, den kannten sie...

Ich bin dann wieder zurück in den kleinen deutschen Laden - auch German Deli genannt - und stehe dort hauptsächlich hinter der Wurst- und Käsetheke, schneide Wurst und Käse, mache Sandwiches und zeichne Waren aus. Wir haben eine gute Vielfalt an deutschen Produkten. Aber Pat und ich sind dafür noch nicht lange genug weg aus Deutschland, um die höheren Preise zu bezahlen. Also verzichten wir darauf, Kinderriegel für beispielsweise 7,95 Dollar zu kaufen. Man muss natürlich dazu sagen, dass die Waren alle über einen Zwischenhändler aus Deutschland importiert werden. Es fallen Transportkosten und natürlich auch Zölle an. Daher sind die Preise entsprechend hoch. Zwei lustige Sachen muss ich noch erzählen: Ich mache Sandwiches. Man kennt ja eine gute Leberwurst oder Aufschnitt (Wurstsorte mit U - Uffschnitt). Eines unserer beliebtesten Sandwiches ist ein "Mixed Cold Cuts". Hier kommen drei verschiedene Varianten der typisch deutschen Wurst drauf. Grundsätzlich kann man auch andere Wurstsorten wie Schinken, Salami oder aber auch Headcheese (wird je nach Region als Presskopf, Schwartenmagen oder Sülze bezeichnet) oder "richtigen" Käse auf sein Sandwich bekommen. Wir legen auf ein solches Sandwich sage und schreibe ein Viertel eines amerikanischen Pfundes, entspricht etwa 113 Gramm Wurst. Es gibt Menschen, die sagen, sie bekämen davon eine sogenannte Maulsperre. Es gibt aber Kunden, die wünschen die doppelte Menge an Wurst. Ich kann es nicht fassen. Davon würden Pat und ich mindestens eine ganze Woche unsere Mittags-Brote belegen...
Ach ja, in der vorletzten Woche hat jemand Pat's Lunch geklaut. Ich mache ihm morgens immer ein paar belegte Brote - so wie wir das aus Deutschland kennen, mit ein bisschen Käse oder Salami - und damit meine ich ein paar Scheiben pro Brot. Das ist den amerikanischen und mexikanischen Kollegen wohl exotisch und verführerisch vorgekommen. Die essen Burritos oder eben solche fetten Sandwiches wie oben beschrieben zum Mittag. Seit dem Brotklau haben wir jetzt Pat's Lunchtüte folgendermaßen gekennzeichnet: "¡¡NO TOCAR!!" - was auf Spanisch soviel heißt wie "nicht anfassen!!"

Das mit dem umgekehrten Ausrufezeichen weiß ich noch aus meinem Spanisch-Unterricht in der 11. Klasse - ¡Gracias Señor Gaar!

Pat arbeitet von Montag bis Freitag jeweils von sieben Uhr bis halb vier. Ich fahre ihn morgens immer zur Arbeit und hole ihn am Nachmittag wieder ab. Ich arbeite von Dienstag bis Freitag jeweils von 9 bis 6 Uhr (unterbrochen durch die knappe Stunde, wenn ich Pat abhole) und Samstag von 8 bis 5 Uhr. Der Sonntag ist uns somit heilig. Er ist unser einziger gemeinsamer freier Tag. Den genießen wir auch richtig. Wir schlafen lange, was bedeutet, dass Pat bereits um 7 Uhr aufsteht. Da er unter der Woche ja nur bis 5 Uhr schlafen kann, ist das lange für ihn. Ich drehe mich dann meistens nochmal um und schlafe bis 9 Uhr. Wir frühstücken dann schön gemütlich. Manchmal bringe ich ein bisschen was aus dem Laden mit (z. B. ne leckere Schwarzwälder Salami oder Nussschinken). Man gönnt sich ja sonst nichts - und das stimmt auch. Aber wir genießen unser Leben hier, das unserer Meinung nach entspannter ist, da wir hier viele schöne Dinge, die nichts kosten, erleben. Wir können z. B. einfach vor die Tür gehen und haben das allerschönste Wetter. Okay, manch einer würde bei über 30 Grad im Schatten und verspäteten Santa-Ana-Winden eventuell sagen, es sei zu heiß, doch wir ziehen dieses Wetter einem regnerischen und kalten Wetter in Deutschland vor. Wir können z. B. zum Strand fahren, wenn wir wollen - und Zeit haben. Das dauert vielleicht 20 bis 30 Minuten (je nach Verkehrslage). Gestern waren wir bespielsweise mal wieder am Venice Beach. Einfach mal die gute Meeresluft einatmen - unbezahlbar!
On the beach...
Unser nächstes Projekt, neben der Weiterentwicklung was unsere Jobs angeht, was aber nebenbei läuft, ist die Anschaffung eines eigenen Autos. Wie ich hier ja schon berichtet habe, sind wir immer noch mit dem Mietwagen unterwegs - mittlerweile haben wir unseren sechsten Mietvertrag und schon den achten Wagen, da wir ja mehrmals tauschen mussten wegen nicht aufgepumpten Reifen, anstehenden Wartungsarbeiten und einmal, weil uns das Auto nicht getaugt hat, da es zu sportlich war. Nachdem man uns am Anfang kein Auto verkaufen wollte bzw. die für uns wichtige Probefahrt verwehrt blieb, wie ich ja bereits berichtet habe, hatten wir dann, weil sich die Jobsuche doch sehr lange hinzog, nicht mehr das passende Kleingeld, weil wir unser tägliches Leben von unserem Ersparten bestreiten mussten. Nun, da wir beide Jobs haben, nahmen wir gestern die Suche nach einem Auto wieder auf. Wir haben uns mittlerweile für die Variante Leasing entschieden. Es hat mehrere Vorteile: Wir müssen zwar - ähnlich wie beim Mietwagen - eine Art Mietgebühr für das Auto zahlen, haben dann aber ein neues Auto mit allen Garantien und Wartungen. Die Kosten fallen nicht auf einmal an wie beispielsweise bei einem Barkauf. Wir haben den Vorteil, nach der Leasingdauer von z. B. drei Jahren ein anderes Auto zu kaufen oder zu leasen. Wer weiß, ob wir das Auto, dass wir jetzt wollen, in über drei Jahren überhaupt noch haben möchten... Unser Creditscore, der bei Leasing und Finanzierung herangezogen wird, ist in den über sieben Monaten, seitdem wir hier fleißig mit Kreditkarten zahlen und diese fristgerecht abbezahlen, mittlerweile bei der gewünschten Höhe. Auch dürfte es im Sommer, wenn wir uns nach der Suche nach einer neuen Unterkunft machen, kein Problem mehr sein, den Zuschlag für unsere Traumwohnung oder unser Traumhaus (in bezahlbarem Rahmen natürlich) zu bekommen.

Song of the day: The Bangles - Manic Monday

2 Kommentare:

  1. Ich drücke euch die Däumchen, dass es für euch weiter so gut läuft.
    LG aus München,
    Kerstin.

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  2. Ich lese immer wieder gerne die Berichte aus dem fernen Land.
    Ich schicke auch liebe Grüße aus dem vollen KVR München.
    Manuela Varga

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