Dienstag, 15. Juli 2014

Weltmeister

Deutschland ist endlich - nach 24 Jahren - wieder Fußball-Weltmeister! Und wir waren dabei - jedenfalls am TV!
Es wurde ja auch langsam Zeit. Komisch ist nur, dass ich hier in den USA nicht die Autokorsos und all das mitbekommen habe, was in Deutschland so abgegangen ist. Wir waren zwar bei deutschen Freunden eingeladen und haben mit anderen deutschen Auswanderern zusammen das Finale geschaut, es war aber irgendwie anders.
Oliven-Tomaten-Käse-Spieße (kein holländischer Käse sondern Cheddar)
Zumal ich mich noch genau daran erinnern kann, wie es war, als Deutschland 1990 Weltmeister wurde. Ich war 14 Jahre alt und fast die ganze Dorfjugend hat bei einem Freund im Garten zusammen das Finale geschaut. Anschließend ging es auf die Straße zum Feiern. Wir sind stundenlang auf der Hauptstraße unseres Dorfs auf und abgelaufen und haben "We are the Champions" von Queen gesungen und uns gefreut. Das war ein Erlebnis!
Natürlich erinnere ich mich auch noch an solche lustigen Anekdoten, wie z. B. die "Spuckattacke" des "Lama" Rijkaard gegen Rudi Völler. Und dass ich vorher mit meiner Freundin Selma sogar zu den Holländern gehalten hatte. Mein Papa fand das damals gar nicht lustig!

Danach die Hoffnungen bei den World Cups 1994, 1998, 2002, 2006 und 2010, dass es wieder was wird. Speziell an die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 kann ich mich noch gut erinnern. 2002 wurde das Finale aus Japan am 30. Juni übertragen. Es war auch gleichzeitig der 60. Geburtstag von meinem Papa. Also lud er zum Public Viewing ein. Es war traurig, dass Deutschland nicht Weltmeister wurde. Somit war die Stimmung auf der Geburtstagsfeier auch etwas verhaltener. Am nächsten Tag war ich dann mit Selma in Frankfurt am Römerberg und wir haben unsere Nationalmannschaft mit Trainer Rudi Völler (Es gibt nur ein'n Rudi Völler) gefeiert. Das war auch ein sehr schönes Erlebnis. Dann kam die "Heim-WM", die ich als wunderschöne Zeit in Erinnerung behalte. Es war das erste Mal, so mein Gefühl, dass man in Deutschland "stolz" darauf sein durfte, deutsch zu sein. Überall wurden schwarz-rot-gelbe Fahnen gehisst und man brauchte sich seiner Herkunft nicht mehr zu schämen. Zu dieser Zeit haben Pat und ich in München gewohnt. Da die Allianzarena neu gebaut worden war, nahmen Pat und ich an einer "Generalprobe" der Rettungskräfte teil. Es wurde ein Bombenanschlag im Stadion simuliert. Unser Fazit danach war, dass wir lieber nicht in einem Stadion sein möchten, wenn dort was passiert. Trotzdem hatten wir uns um Karten für die WM bemüht. Diese wurden im Losverfahren vergeben. Wir ergatterten zwei Tickets für das Vorrundenspiel Portugal gegen Iran im Waldstadion bzw. in der Commerzbank-Arena in Frankfurt. Ja, wir waren dabei, als Cristiano Ronaldo sein erstes WM-Tor schoss. Aber den mochten und mögen wir ja gar nicht. Aber egal, alleine, dass wir bei einem WM-Spiel dabei waren, zählte. Da Pat zu der Zeit in Köln gearbeitet hat, haben wir uns getrennt voneinander die meisten Spiele der deutschen Mannschaft angeschaut.
Dabei kommen mir das erste Tor der WM von Philipp Lahm, der den Arm in einem Verband oder Gips hatte, in den Sinn. Dann das Spiel gegen Polen und die damit verbundenen Zweifel, ob Poldi und Klose für uns oder für ihre erste Heimat spielen würden. Sie haben keine Tore in diesem Spiel geschossen. Wir haben aber das Spiel trotzdem gewonnen. Im dritten Gruppenspiel gegen Ecuador haben die beiden das dann aber nachgeholt. Dann ging es im Achtelfinale gegen Schweden. Ich kann mich erinnern, als ich an diesem Tag mit der U-Bahn U6 zum Public Viewing in die Leopoldstraße fuhr. An diesem Tag fand das Deutschlandspiel nämlich in der Allianzarena statt und die U6 fährt dorthin. Es waren somit auch schwedische Fans in der Bahn. Und die deutschen Fans fingen an zu singen "Ihr seid nur ein Möbellieferant". Trotzdem wurde nett miteinander umgegangen und nach dem gewonnenen Spiel auf der Leopoldstraße groß gefeiert. Dann kam das Viertelfinalspiel gegen Argentinien. Dieses Spiel fand mal wieder am Geburtstag meines Papas statt. Das war so cool. Wir haben in unserem Garten Fußball geschaut und sind nach dem Sieg mal wieder durch die Straßen unseres Dorfs gefahren und haben ein Hupkonzert veranstaltet. Es war mit dem Ausgang nach dem Elfmeterschießen und Oliver Kahn's Botschaft an Jens Lehmann aber auch sehr spannend. Dann kam das Halbfinale und das böse Aus gegen die Italiener. Ich schaute das Spiel in München in einer spanischen Gaststätte zusammen mit einer Freundin. Ich weiß noch, wie ich total am Boden zerstört an der Bushaltestelle saß um nach Hause zu fahren. Die Italiener haben uns die Weltmeisterschaft geklaut! Und sind dann auch noch Weltmeister geworden! Trotzdem war diese Zeit sehr schön und unser Sommermärchen war wirklich zauberhaft. In 2010 wurde der Traum dann wiederbelebt. Auch wurde das WM-Lied aus 2006 "'54, '74, '90, 2006" einfach umbenannt in "'54, '74, '90, 2010" aber auch hier war wieder im Halbfinale Schluss für die deutsche Mannschaft. Diesmal gegen den späteren Weltmeister Spanien. Irgendwann muss es doch mal klappen...
Jetzt leben wir in den USA und wie die meisten wissen, ist Soccer hier nicht so groß wie beispielsweise American Football, Baseball oder Basketball. Doch unser früherer "Märchenkönig" Jürgen Klinsmann trainiert ja nun die amerikanische Fußballnationalmannschaft und er hat es auch hier geschafft, ähnlich wie in Deutschland bei der WM 2006, die Massen zu motivieren und zu begeistern. Das muss man ihm lassen. Da ich auch noch in einem deutschen Deli arbeite, habe ich es vielleicht auch deutlicher gespürt. Denn die Kunden, die nicht deutsch sind - und davon haben wir sehr viele - waren sehr begeistert dabei. Auch haben die Medien berichtet, dass es bei dieser WM zu Rekord-Einschaltquoten gekommen sei. Bei dem Achtelfinale der amerikanischen Nationalmannschaft gegen Belgien wurden sogar von mehreren Fastfood-Ketten die Belgischen Waffeln in Freedom Waffeln umbenannt. Pat und ich hatten uns schon zu Beginn der WM beide Flaggen in unser Auto gelegt.
Da Deutschland und die USA nun auch noch in der selben Gruppe spielten, hatte das Ganze ja noch mehr Pfeffer. Natürlich schlägt unser Herz in erster Linie für Deutschland. Aber in allen anderen Spielen haben wir für die USA gejubelt. Sie haben auch gar nicht schlecht gespielt. Unser Achtelfinale gegen Algerien und auch das Viertelfinale gegen Frankreich waren ja eher Aufwärmspiele. Der Hammer war das Halbfinalspiel gegen Brasilien. Wer hätte das gedacht, dass wir überhaupt gewinnen? Und dann noch so hoch. Danach habe ich hoffnungsvoll (und ein wenig gemein) gesagt: "Nun haben wir den Gastgeber aus dem Turnier gekickt, nun werden wir Weltmeister, wie Italien das 2006 in Deutschland gemacht hat." Und ich sollte recht behalten. Das Finale haben wir mit anderen deutschen Auswanderern bei unserer Maklerin Marly geschaut. Es war schön, dass wir nicht alleine in unserem Wohnzimmer schauen mussten. Ich habe allerdings danach die Hupkonzerte und Autokorsos vermisst. Dafür haben wir uns heute den Empfang der deutschen Nationalmannschaft am Brandenburger Tor angeschaut. Das ist ein schönes Gefühl. Ich weiß, ich kann nichts dafür, habe nichts dazu beigetragen, doch es macht einen doch irgendwie glücklich, wenn man von sich behaupten kann, dass man aus dem Land des Fußball-Weltmeisters kommt.

 

Song of the day: Helene Fischer - Atemlos durch die Nacht
Alternative: Queen - We are the Champions

1 Kommentar:

  1. Zitat: "Überall wurden schwarz-rot-gelbe Fahnen gehisst ...."

    Nun muß ich doch mal was dazu sagen:
    Unsere deutsche Nationalflagge ist Schwarz-Rot-Gold !!!

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