Montag, 8. September 2014

Smartphone und weiße Kittel...

Nun, da habe ich wohl den ganzen letzten Monat nichts geschrieben. Vieles ist so alltäglich geworden, dass ich dachte, es gibt nichts Neues, also halte ich die Klappe. Dabei war es schon spannend in den letzten Wochen. Pat und ich sind beide noch in unseren alten Jobs. Neben der täglichen Arbeit versuchen wir auch noch uns für "richtige" Traumjobs zu bewerben, was aber manchmal echt schwer fällt, wenn man nach Hause kommt, müde ist und eigentlich nur noch was zu Abend essen möchte und dann ein wenig "Spaß" haben möchte. Dieser Spaß besteht unter der Woche größtenteils aus ein bisschen TV schauen, etwas lesen oder aber - oh Gott, ich traue es mich kaum zu sagen, mit dem Smartphone zu spielen. Seit einem Monat bin ich - na endlich - im Smartphone-Zeitalter angekommen. Ich habe immer gesagt, ich brauche so was nicht. Obwohl ich vor drei Jahren mal ein Smartphone für ein paar Wochen hatte, es dann jedoch wieder an Amazon zurückschicken musste, weil es nicht richtig funktioniert hat. Ein Austauschgerät war damals nicht auf Lager, also habe ich mich wieder mit meinem Mini-"Handy" zufrieden gegeben. Es ging auch ohne Smartphone. Da ich jetzt aber eines habe was richtig gut funktioniert, bin ich "angefixt". Es ist schon erstaunlich, was dieses "schlaue" Telefon alles kann. Sorry, musste meine altmodische Freude über etwas, was für viele wohl schon lange zum Alltag geworden ist, loswerden. Wir haben nun also zwei Telefone und müssen nicht mehr ständig unsere Arbeitskollegen bitten, wenn einer den anderen anrufen möchte bzw. muss.
Ich weiß nicht, ob ich schon erzählt hatte, dass Pat sich in der Arbeit verletzt hat. Ist nichts wirklich Wildes passiert, doch nun darf er aufgrunddessen keine Überstunden mehr machen und hat außerdem ein paar Auflagen bekommen, unter anderem die, alle 50 Minuten eine 10-minütige Pause zu machen. Hört sich an, als wenn er als Beamter beschäftigt wäre...
Nein, Spaß beiseite. Hier ist es tatsächlich so, dass man, wenn man sich in der Arbeit verletzt zunächst einmal - ähnlich wie in Deutschland zum Übergangsarzt - zu einem bestimmten Arzt bzw. in eine bestimmte Klinik muss, die dann von der "workmen's compensation" getragen wird, ähnlich der Berufsgenossenschaft. Aber man wird hier nicht gleich völlig arbeitsunfähig geschrieben. Pat hat entsprechende schriftliche Anweisungen bekommen, an die sich der Arbeitgeber zu halten hat. Auch muss Pat während der Arbeitszeit zu Arztterminen und zur Krankengymnastik. Wenn der Arbeitgeber keine der Verletzung entsprechend angemessene Arbeit für den Arbeitnehmer hat, dann muss dieser unter Fortzahlung der Bezüge nach Hause geschickt werden. Wir finden dieses System gar nicht verkehrt. Es heißt ja nicht, dass jemand, der sich den Fuß verletzt hat deshalb nicht einer Bürotätigkeit nachgehen könnte. Ich weiß, dass sich jetzt einige Leute aufregen werden. Und ich weiß auch, dass es in Deutschland andere Arbeitsschutzbestimmungen gibt. Das ist womöglich auch hier in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich. Aber ich selbst war jahrelang im Personalrat tätig und finde diese Art der Regelung gut. Es gibt nämlich immer Arbeitnehmer, die wegen eines kleinen Hustens zuhause bleiben obwohl sie arbeiten gehen könnten. Andere hingegen, die fast schon mit dem Kopf unter dem Arm in die Arbeit kommen, gehen gar nicht erst zum Arzt. Natürlich sind beide Extreme nicht gut. Daher finde ich auch, dass man ja wenigstens versuchen kann, arbeiten zu gehen. Natürlich ist das hier auch noch einmal eine andere Geschichte, wenn man keine sogenannten "paid sick days", also bezahlte Krankheitstage bekommt. Dann fehlt einem schlicht das Geld, das man an diesem Krankheitstag verdient hätte, weil man gar nichts bekommt, wenn man nicht arbeitet. Auch hier werden einige sagen, dass das in Deutschland sozialer gelöst ist. Aber wie schon gesagt. Das System ist gut solange es nicht von einigen ausgenutzt wird. Wenn es ausgenutzt wird, dann wird es eher unbefriedigend.

Noch eine Geschichte zum Thema Krankheit und Krankenversicherung hier in den USA bzw. in Kalifornien: ich musste wegen der Verschreibung eines Medikaments, was ich regelmäßig einnehmen muss vor ein paar Wochen zum ersten Mal (seit nunmehr fast einem Jahr USA-Aufenthalt) zum Arzt. Die Warterei war schrecklich und ich musste feststellen, dass es hier genauso wie in Deutschland ist: ohne Termin wartest du eine Stunde, mit Termin nur 60 Minuten... Nachdem ich meinen Grund der Vorsprache geäußert hatte und eine Menge paperwork ausfüllen musste, lange gewartet habe um endlich aufgerufen zu werden, wurde mir erstmal der Blutdruck und die Temperatur gemessen, mein Gewicht "geschätzt" und ich wurde nach meiner Größe in feet und inch gefragt, was ich mittlerweile weiß, da es ja in meinem Führerschein steht, da es die nette Dame vom DMV letztes Jahr für mich umgerechnet hatte. Dann hieß es noch einmal warten bis ich dann in ein Behandlungszimmer gerufen wurde. Auch hier saß ich dann noch einmal eine geschlagene halbe Stunde und lernte die verschiedenen Ausführungen von Asthmasprays auswendig sowie jedes Hinweisschild, welches hier in englischer und spanischer Sprache angebracht ist. Z. B. muss ein Diabetes-Kranker immer seine Schuhe und Strümpfe (falls er welche anhat und nicht gleich in Flip Flops erscheint) ausziehen. Igitt, ich würde nicht auf diesen Fluren barfuß rumlaufen wollen. Der Arzt hat dann genau 5 Minuten mit mir geredet. Am meisten haben wir uns über die Tatsache unterhalten, dass es hier nicht genau die selben Medikamente wie in Deutschland gibt, er mir aber ein ähnliches Präparat aufschreiben wird. Dann hat mich ein Arzthelfer (oder männliche Krankenschwester) nach meiner Wunsch-Pharmacy gefragt. Ich nannte ihm dann die nächstgelegene CVS-Pharmacy, in welcher Pat und ich hin und wieder solche Sachen wie Zahnpasta und Deos kaufen. Dorthin würde mein Rezept geschickt und ich könne mein Medikament am nächsten Tag abholen. Im Vorbeigehen sagte mir der Arzt dann noch, dass er meinte, ich solle außerdem ein blutdrucksenkendes Medikament nehmen, das hätte er mir auch gleich aufgeschrieben, da ich zu hohen Blutdruck gehabt hätte. Hallo? Warten, warten, Ehemann in der Zwischenzeit von der Arbeit abholen, wieder warten, warten, warten, neue Situation, zum ersten Mal überhaupt bei einem "amerikanischen Arzt" - ist doch kein Wunder, dass ich aufgeregt war und mein Blutdruck auf 150. Es würde dann auch genügen, wenn ich meinen Blutdruck einfach nur überwache. Ich weiß, dass ich auf Stress mit höherem Blutdruck reagiere - aber wer tut das bitte nicht? Egal, am übernächsten Tag habe ich dann in der Apotheke vorgesprochen und siehe da, sie wollten mir doch auch noch das Blutdruckmedikament andrehen, welches ich aber abgelehnt habe - will ja keinen unnötigen Müll verursachen. Sollen sie lieber jemandem geben, der es wirklich braucht. Eines haben wir in dem knappen Jahr festgestellt: die Amis nehmen sehr schnell Medis gegen und für alles (siehe mein Post über Pats Vitamin-D-Mangel Wir sind hier nicht in der Schwarzwaldklinik). Ach ja, die für das Medikament erforderliche Blutentnahme habe ich vor zwei Wochen gemacht. Stechen können die amerikanischen Schwestern echt gut, das muss man ihnen lassen. Morgen geht es für uns beide zum ersten Mal zum Zahnarzt. Nein, wir haben keine Zahnschmerzen sondern müssen mal wieder zur Kontrolle. Es ist ja schön, dass man hier, damit man seine Arzttermine nicht versäumt, nochmal erinnert wird. Aber die Mädels vom Zahnarzt haben zunächst am Mittwoch den Termin umdatiert, weil der Arzt nun doch nicht mehr am Spätnachmittag da sei um ihn mir am Donnerstag noch zweimal telefonisch zu bestätigen. Ist ja lieb gemeint, doch irgendwie hat doch jeder mündige Bürger in einem bestimmten Alter eine Art Eigenverantwortung, oder etwa nicht? Und dass der Arzt bis spätestens 2 Uhr an Nachmittagen Termine vergibt, nenne ich nicht sehr arbeitnehmerfreundlich. Wir nehmen uns bestimmt nicht nen halben Tag frei nur weil wir unsere Zähne durchchecken lassen müssen. Pat hat jetzt gleich um 8 nen Termin und geht dann etwas später arbeiten, ich gehe mittags um 2 weil ich ja sowieso montags frei habe. Ich werde über diesen Termin berichten.

Dann werde ich auch Neuigkeiten zu Pats neuem Job haben.

Song of the day: Vance Joy - Riptide

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